Andrey Rublev: Feilen an mentaler Härte
In der so schwierigen ersten Corona-Saison von der ATP noch zum Aufsteiger des Jahres erkoren, erweitert Andrey Rublev ungebrochen seine Titelsammlung. Für die ganz großen Triumphe wollte es aber bisher nicht reichen. Reine Kopfsache, ist der 24-Jährige überzeugt. Im Ukraine-Konflikt setzt der Russe indessen klare Zeichen.
Neun Siege in Serie
Doch trotz aller Errungenschaften am regulären Circuit, ist ihm durchaus bewusst, dass er für seine weitere Entwicklung auch auf der großen Bühne des Sports aufzeigen muss. Bei Majors war Rublev bislang weit von einem Titelgewinn entfernt, bei Masters-Events scheiterte er zweimal im Finale.
Now It's not about tennis
It's not about sport
It's about having peace all over the world
We need to support each other🌎🖤Thank you Dubai @ddftennis #10 pic.twitter.com/hMUOiJXbP7
- Andrey Rublev (@AndreyRublev97) February 27, 2022
Getrübte Freude: Aus Dubai schickt Rublev den Wunsch nach Frieden in die Welt.
Psyche als Spielverderber
„Um den nächsten Schritt zu machen, ein besserer Spieler zu werden und konstantere Leistungen bei den Highlights zu zeigen, muss ich meiner Meinung nach im mentalen Bereich härter werden," weiß der Aufsteiger des Jahres 2020. Es gehe darum, die richtige Balance zu finden, wenn man in die entscheidenden Runden von Grand-Slam-Turnieren und ATP-1000-Events kommt.
„Selbstverständlich kann ich diese ATP-Titel in Dubai oder Marseille auf die Majors übertragen", gibt sich die Nummer sechs der Welt selbstbewusst. „Nur will ich manchmal zu viel und kann dadurch meine Emotionen nicht unter Kontrolle halten. Ich muss im Kopf einfach stabiler werden."
– Andrey Rublev
Die Chancen werden kommen, ist Rublev überzeugt. „Im Vorjahr war ich in Monte-Carlo und Cincinnati immerhin im Finale. Und ich weiß gar nicht, wie oft ich gute Ausgangslagen in Grand Slams leichtfertig weggeworden habe, um ins Semifinale vorzustoßen."
Nur innerer Antrieb bringt Erfolg
Um sich von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen und für das erste Masters-Event des Jahres ab kommenden Donnerstag in Indian Wells gerüstet zu sein, wolle er nun einige Tage durchschlafen, schmunzelt der Mixed-Olympiasieger von Tokio.
„Wenn ich um die großen Titel spielen will, muss ich viel härter zu mir selbst werden. Willst du etwas an dir ändern, trägst du immer allein die Verantwortung." Es spiele letztlich auch keine Rolle, wer zum Betreuerstab gehört. „Du kannst die besten Spezialisten in ihrem Gebiet holen. Sie alle werden dir dasselbe erklären: Ist die absolute Bereitschaft nicht da, wirst du dich nicht verbessern."
Friedensbotschaft auf Kameralinse
Im Marseille feierte Rublev nach seinem Einzeltriumph übrigens einen wesentlich symbolträchtigeren Erfolg: Mit seinem ukrainischen Freund Denys Moltschanow, der ihn zu Beginn der Karriere unter seine Fittiche genommen hatte, schnappte sich der Rechtshänder auch die Doppeltrophäe. „Wir sind Sportler. Und Sport bringt Menschen zusammen - selbst wenn jeder sein eigenes Team oder seinen eigenen Spieler anfeuert. So einfach ist das", sagt der Moskauer.
– Andrey Rublev, nachdem er mit dem Ukrainer Denys Moltschanow im Doppel gewonnen hatte.
Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs setzte Rublev im Dubai-Semifinale mit einer viral gegangenen Friedensbotschaft auf der TV-Kameralinse ein weiteres emotionales Zeichen: „No War Please."
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- ATP Tour (@atptour) February 25, 2022