Ashleigh Barty: Auch Off-Court in den Headlines

tobi-redaktionTobi
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Obwohl sie sich wenige Wochen nach dem Triumph bei den letztjährigen Australian Open vom aktiven Tennissport verabschiedete, blieb Fanliebling Ash Barty in ihrer Heimat in den Schlagzeilen. Nun erwartet die 26-Jährige ihr erstes Kind. Und dann? Eine Rückkehr zum Profisport scheint nicht ganz ausgeschlossen - allerdings mit kleineren Bällen.

Rücktritt am Höhepunkt

Sie beendete das Jahr 2022, wie sie es begonnen hatte - im Scheinwerferlicht. Dieses Mal wird es aber keine Barty Party im Melbourne Park geben, denn Ashleigh Barty ist vor zehn Monaten, am Höhepunkt ihrer Karriere, vom aktiven Tennissport zurückgetreten.

Dementsprechend kann die 26-Jährige, die ihren Schläger als Weltranglistenerste ins Eck stellte, ihren Titel bei den am Montag startenden Australian Open auch nicht verteidigen. Zum Auftakt der vergangenen Spielzeit war das Multitalent aus der nordostaustralischen Provinz Queensland zur ersten Lokalmatadorin nach 44 Jahren avanciert, die einen Einzeltitel beim Happy Slam gewann.

Baldige Mutterfreuden

Tatsächlich gehen derzeit weit wichtigere Dinge durch ihren Kopf: Die dreifache Major-Championesse und ihr Ehemann werden bald Eltern. Und selbst wenn die Geschichte des Tennissports mit Beispielen von Spielerinnen gespickt ist, die abgetreten waren, um später doch wieder die Filzbälle aus der Dose zu holen, plant der 1,66 Meter große Wirbelwind keine Rückkehr auf die Profitour.

Ganz im Gegensatz zu Angelique Kerber und Naomi Osaka, die ihrerseits ebenfalls Babys erwarten. Während die Kielerin Eurosport als TV-Expertin für die Australian Open absagte, da sie bereits im März Mutter wird und es nun ruhiger angehen will, überraschte die abgetauchte Japanerin die Turnierveranstalter mit der Nachricht über ihre Schwangerschaft. Die einst so variantenreiche Tennisästhetin, die über den wohl schönsten Rückhand-Slice am Damen-Circuit verfügte, hat sich hingegen als Zuschauerin für Melbourne angesagt.

naomi-osaka-japan-1024x796Zunächst abgetaucht, dann kam die Babynachricht: Naomi Osaka.MehrWeniger

Rückblickend bereut Barty ihren Schritt nicht im Geringsten. „In meinem Kopf gab es nie die Vorstellung eines perfekten Endes. Für mich war das Ende aber dann sehr wohl perfekt", sagt sie.

Es ist mir nie darum gegangen, mit einem Sieg oder einem großen emotionalen Gefühl aufzuhören. Es hat sich nur ganz allgemein richtig angefühlt. Und die letzten Monate haben zu einem unglaublichen Leben abseits des Tennisplatzes geführt. Es war fantastisch."

Kein Antrieb mehr für Profitennis

Und langweilig sei ihr definitiv nicht geworden. Barty gilt nach wie vor als Celebrity in Down Under, wo Tennis einen sehr hohen Stellenwert genießt. Schon nach den Australian Open 2022, die sie ohne einen einzigen Satzverlust für sich entschied, hatte sie ihrer früheren Doppelpartnerin Casey Dellacqua anvertraut, dem professionellen Tennisport den Rücken kehren zu wollen.

Tennis Wetten IconSie habe weder den physischen Antrieb, den emotionalen Willen oder alles andere, was es braucht, um sich selbst auf höchstem Level zu pushen, soll Australiens populärste Sportlerin Dellaqua gebeichtet haben. Sie sei schlicht ausgelaugt. Zwei Monate später schockte Barty mit der Bekanntgabe ihres sofortigen Rückzugs dann die gesamte Tennis-Community.

Barty erzählte diese Anekdote kurz vor Weihnachten, als sie den nach Cricket-Legende Don Bradman benannten Don Award in Empfang nahm. Die Auszeichnung wird jedes Jahr an australische Einzelsportler oder Mannschaften verliehen, die durch ihre Errungenschaften und Vorbildwirkung das Land am meisten inspirieren. Vier Tage später erhielt sie auch noch ihre insgesamt fünfte John-Newcombe-Medaille als beste australische Tennisspielerin des Jahres.

Evonne Goolagong in geheimer Mission

Die letztjährigen Australian Open bezeichnet die spätere Titelgewinnerin als ihren „sicherlich angenehmsten Auftritt in Melbourne, weil es sich so frei angefühlt hat." Sie sei damals auf den Court gegangen, ohne über das Resultat nachzudenken. „Ich habe wie ein kleines Kind gespielt und überhaupt keinen Druck verspürt", erklärt Barty.

Irgendwie wollte ich so spielen, wie ich es mir immer vorgestellt hatte - wie ein Kind, das sich in den Sport verliebt hat."
– Ashleigh Barty über die Australian Open 2022.

Dass ihre Mentorin und Freundin Evonne Goolagong Cawley, am Tag ihres vielleicht größten sportlichen Triumphes in der Rod Laver Arena an der Siegerehrung teilnahm, empfindet die Frührentnerin als Bonus. Die siebenfache Grand-Slam-Siegerin und ihr Ehemann Roger Cawley waren heimlich nach Melbourne eingeflogen worden, um Barty zu überraschen.

Um ja nicht von der Finalistin oder den TV-Kameras entdeckt zu werden, verfolgte Goolagong das Match nicht auf einem VIP-Platz, sondern an einem Bildschirm neben Turnierdirektor Craig Tileys Büro in den Katakomben des Stadions.

Ich war begeistert, diesen besonderen Moment für Ash live miterlebt zu haben", erinnert sich die 71-Jährige. „Ich habe immer daran geglaubt, dass sie gewinnen wird. Ihr großer Augenblick war einfach gekommen." Beide Tennis-Ikonen haben ihre Wurzeln in der australischen Urbevölkerung, Goolagong gehört der Aborigines-Gruppe der Wiradjuri aus New South Wales an, Barty zählt zum Stamm der Ngarigo.

Soziales Engagement

Die French-Open-Siegerin von 2019 und Wimbledon-Triumphatorin von 2021 war seit ihrem Karriereende eine vielbeschäftigte Frau, die sich auch sozial stark engagiert. So hat Barty Teile ihrer über die aktive Laufbahn eingespielten 24 Millionen Preisgeld-Dollar eingesetzt, um Menschen in Brisbane zu unterstützen, die ihre Hypotheken nicht zahlen können.

Weiters arbeitet die zwölfmalige Titelgewinnerin auf der WTA-Tour an einer Kinderbuchreihe, Schon im Herbst brachte sie ihre Autobiografie „My Dream Time" auf den australischen Markt, 2023 sollen die Memoiren weltweit erhältlich sein. In den Startlöchern steht eine Stiftung zur Förderung von Sport und Bildung benachteiligter Kinder und Jugendlicher, zudem erwägt die so bodenständige Barty die Gründung einer Tennisakademie.

ashleigh-barty-miami-open-20192019 gewann Ashleigh Barty die Miami Open.MehrWeniger

Nach Tennis und Cricket auch Golf?

Doch auch privat war Einiges im letzten Jahr los. Im Juli heiratete sie den Profigolfer Garry Kissick, mit dem sie nun in „neue familiäre Abenteuer" eintaucht, wie es Barty selbst nennt. Und stillhalten kann eine Ashleigh Barty ihre Füße ohnehin nie. Schon vor zehn Jahren, als sie eine Auszeit vom Tennis nahm, versuchte sich die berühmteste Tochter des Dorfes Brookwater als Cricketspielerin, zuletzt feilte sie an ihrem ohnehin schon einstelligen Golf-Handicap.

Mit dem Gerücht, dass sie sich für die LGPA-Tour qualifizieren möchte, räumt Barty allerdings auf - wenn auch nur halbherzig. „Ich liebe Sport, bin wie so viele Australier total sportverrückt. Man versucht mich auch zu ködern und da hineinzumanövrieren", gesteht sie.

Ich war schon immer eine Wettkämpferin, aber eher in dem Sinn, dass ich gerne verschiedene Dinge ausprobiere. Wir werden sehen, wie es weitergeht."

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Autor: Tobi
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