Asian Swing: Umstrittenes China-Comeback
Die Wiederaufnahme chinesischer Turniere in den Spielkalender der Damen-Tour stößt nicht überall auf Zustimmung. So wird der WTA Prinzipienlosigkeit vorgeworfen, da im Fall Peng Shuai die ursprünglichen Bedingungen für eine Aufgabe des Boykotts bis heute nicht erfüllt wurden. Auf die hohen Einnahmen im riesigen Markt will man aber offenbar doch nicht verzichten.
Übergriff als Auslöser
Nach vierjähriger Absenz kehrt die Women's Tennis Association mit einem kompakten Programm von sieben Turnieren in sechs Wochen nach China zurück. Zudem erfasst der Asian Swing Stationen in Japan und Korea.
WTA stellt Bedingungen
Nach dem über ihr offizielles Profil auf der Social-Media-Plattform Weibo öffentlich gemachten Vorwurf gegen den früheren Vizepremierminister Zhang Gaoli, fehlte von der einstigen Grand-Slam-Doppelsiegerin plötzlich jede Spur. Auch ihr Eintrag auf dem Kurznachrichtendienst war bald danach nicht mehr abrufbar. Screennshots des Posts verbreiteten sich jedoch rasend schnell über das Internet und riefen weltweit die Aufmerksamkeit von Politikern, Tenniskolleginnen und der WTA hervor.
Die Interessenvertretung der Profispielerinnen wollte Haltung zeigen und versicherte, dass die Tour nicht in das Land zurückkehren würde, ehe man sich direkt mit Peng treffen könne und die von ihr getätigten Anschuldigungen eingehend untersucht seien.
Dialog statt Konfrontation
Obwohl nichts davon bis heute geschehen ist, teilte die WTA im April mit, noch in dieser Saison wieder in China Turniere abhalten zu wollen. Von Peng nahestehenden Personen sei garantiert worden, dass es ihr gut gehe und dass ein Fortschritt in der Causa eher mit einer Rückkehr des Damen-Circuits als mit einem Fernbleiben erreicht werden könne, hieß es in der Begründung.
Peng hatte jeweils an der Seite der Taiwanesin Hsieh Su-wei zwei Majors im Doppelbewerb gewonnen, 2013 in Wimbledon, im folgenden Jahr in Roland-Garros. Ihre bestes Singles-Ergebnis war ein Semifinale bei den US Open 2014. Insgesamt holte sie 23 WTA-Titel im Doppel, zwei im Einzel und trat bei drei Olympischen Spielen für ihr Heimatland an.
Viele verschiedene Meinungen
In der erwähnten Stellungnahme vom April erklärte WTA-Chef Steve Simon, die Entscheidung zur Wiederaufnahme der chinesischen Events in den Turnierkalender beruhe unter anderem auf Feedbacks von Spielerinnen und Gesprächen mit den lokalen Veranstaltern.
„Wir haben Profis aus über 80 Nationen, also auch keinen Mangel an unterschiedlichen an Meinungen und Weltanschauungen, was unsere Themen betrifft", so der Amerikaner.
„Nach intensivem wechselseitigem Austausch mit zahlreichen Athletinnen hat eine große Mehrheit den Wunsch geäußert, in die Region zurückzukehren. Sie hatten das Gefühl, dass die Zeit gekommen ist. Selbstverständlich gab es auch Spielerinnen, die dagegen waren, die meisten aber eben dafür."
– aus der Stellungnahme der WTA
Zu den Gegnerinnen der Entscheidung zählt Alize Cornet, die als eine der Spielerinnen Peng unter dem Hashtag #WhereIsPengShuai offen unterstützte. Die meinungsstarke französische Veteranin gab auch sofort bekannt, jene Turniere aussetzen zu wollen.
– Alize Cornet
Sieben Events mit Peking-1000er
In der Vergangenheit waren rund zehn Turniere in China ausgetragen worden, die der WTA Millionen in die Kassen spülten und die höchsten Preisgelder auf der Tour ausschütteten. In diesem Jahr werden sieben Events im riesigen Markt abgehalten, die zusammengerechnet mit 12.365.082 Dollar dotiert sind, obwohl vier davon zur untersten Kategorie 250 zählen.
Das erste Turnier steigt diese in Guangzhou, gefolgt von Ningbo. Den Höhepunkt des Asian Swings bilden die China Open in Peking ab 30. September, wo New-York-Finalistin Aryna Sabalenka ihr Debüt als Nummer eins der Welt bestreitet. Iga Swiatek, die nach 75 Wochen von der Belarussin vom Tennisthron gestoßen wurde, tritt bei diesem WTA1000 ebenso an, die die frisch gekrönte US-Open-Championesse Coco Gauff.
Auch ATP kehrt zurück
Im Oktober zieht der Tross weiter zum Event der Kategorie 500 nach Zhengzhou, zeitgleich findet das Turnier der 250er-Ebene in Hong Kong statt, anschließend die Veranstaltung der gleichen Stufe in Nanchang. Das Ende des Asien-Trips bei der WTA Elite Trophy in Zhuai bildet zugleich den Saisonasbchluss der regulären Tour.
Auch die ATP spielt erstmals seit vier Jahren wieder in China, obwohl die Profivereinigung der Herren nie den Fall Peng Shuai, sondern lediglich die der Pandemie geschuldeten Reisebeschränkungen als Grund für ihr Fernbleiben nannte. Zum Comeback gibt's das Combined Event mit der WTA in Peking sowie das Shanghai Masters in der darauffolgenden Woche. Im Anschluss biegt das Tennisjahr traditionell in den Hallen Europas in die Zielgerade ein.