Daniil Medvedev: Kann der Hardcourt-König auch Sand?

tobi-redaktionTobi
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Geschichtlich betrachtet tut sich Daniil Medvedev auf keinem Belag so schwer wie auf roter Asche. Wenn er nicht sein bestes Tennis abrufen kann, gerät der Weltranglistenfünfte auf dem rutschigen Terrain noch mehr ins Schleudern als mit festem Boden unter den Füßen. Nach dem besten Saisonstart seiner Karriere hofft der exzentrische Russe aber, die bestechende Form auf die europäischen Sandplätze mitnehmen zu können.

Fantastischer Lauf

Dass Daniil Medvedev als Hardcourt-Spezialist gilt, ist lückenlos belegt. 18 seiner 19 ATP-Titel feierte der Russe auf seinem Lieblingsbelag, einen holte er auf Rasen. Und im Jahr 2023 legte der so unorthodox spielende Rechtshänder den bisher besten Saisonstart seiner Karriere hin.

infoVon 32 Matches gewann er 29, allesamt auf festem Untergrund. Medvedev stemmte den Siegerpokal beim ATP1000-Event in Miami, davor bei drei weiteren Turnieren. Beim ersten Saison-Masters in Indian Wells hatte er das Finale erreicht. Zurück in Europa, hofft der 27-Jährige nun, seine herausragende Form in den kommenden Monaten auf roter Asche halten zu können.

Achtungserfolge auf Sand

Ich weiß, dass ich auf Sand gut spielen kann", gibt sich Medvedev zuversichtlich.

Ich habe schon Djokovic auf Sand geschlagen. Wirklich! Damals habe ich sogar Novak und Tsitsipas beim gleichen Turnier bezwungen. Eine ziemlich gute Leistung auf Sand, wie ich finde."

Tatsächlich hatte Medvedev beim Monte-Carlo Masters 2019 Stefanos Tsitsipas im Achtelfinale eliminiert und im anschließenden Viertelfinale auch Novak Djokovic aus dem Bewerb genommen. Diese Woche gastiert die ATP-Tour neuerlich im Fürstentum, wo der Wahlmonegasse als Nummer drei gesetzt ist.

Keine Liebe zu Paris

Vor zwei Jahren hatte sich Medvedev jedoch noch ganz anders angehört. „Es gibt nichts, was ich an Sand mag. Der Ball verspringt sich andauernd, du bist nach dem Spielen dreckig, mir taugt es einfach nicht." Am Wochenende in Monte-Carlo angekommen, bestätigte er vor Turnierstart seine Meinung: „Ich werde nicht lügen: Mir liegen Hartplätze schlicht und einfach mehr."

atp monte carloInsofern würde er gerne länger auf Hardcourt bleiben, gesteht Medvedev, zumal die rote Asche des Country Clubs als extrem langsam gilt.

Ich verstehe umgekehrt aber auch, dass auf der Tour drei verschiedene Beläge verwendet werden, wenn sich einer auf Sand wohler fühlt, ein anderer auf Hartplatz und ein Dritter auf Rasen. Dass wir nicht zwölf Monate auf Hardcourt spielen, ist daher nur gut für den Sport."

Negative Asche-Bilanz

Statistisch gesehen ist die Bilanz für einen Spieler seiner Klasse auf Sand tatsächlich verheerend. Allein in Roland Garros war Medvedev bei seinen ersten vier Versuchen nie über die erste Runde hinausgekommen, 2021 reichte es fürs Viertelfinale, 2022 immerhin für die Runde der letzten 16.

RufzeichenDer Moskauer gesteht allerdings, dass der körnige Belag für ihn die größte Herausforderung darstellt, vor allem, wenn er nicht sein bestes Tennis abliefert, wie auch die Zahlen dokumentierten. Auf Sandplatz weist Medvedev bei 18 Siegen und 23 Niederlagen eine Erfolgsquote von nur 43 Prozent auf, auf Hardcourt bei 245 Triumphen in 326 Matches von 75 Prozent. Auch auf Rasen ist die Bilanz mit 33:17-Siegen und einem Percentage von 66 positiv.

court-philippe-chatrier-parisDer Court Philippe Chatrier, Schauplatz der French Open in Paris.MehrWeniger

Mein Abschneiden in Paris war in den letzten beiden Jahren nicht so schlecht", war Medvedev mit dem jeweiligen Vordringen in die zweite Turnierwoche der French Open 2021 und 2022 durchaus zufrieden. „Auf Hartplätzen habe ich aber manchmal das Gefühl, das Match, ja sogar das Turnier gewinnen zu können, wenn ich nicht auf allerhöchstem Niveau spiele. Auf Sand ist es für mich schwieriger. Wenn ich nicht in Topform bin, verliere ich viel eher. Ich hoffe, mein ganzes Leistungsvermögen in dieser Sandplatz-Saison abrufen zu können."

Anpassung bei einzelnen Schlägen

Dem Schützling des französischen Starcoaches Gilles Cevara ist sehr wohl bewusst, dass er sein Spiel im europäischen Frühling umstellen muss. „Meine Schläge sind zu flach und auf Sand zieht der Ball nicht so durch, dass er dem Gegner wirklich wehtut." Gleichzeitig könne er auch keine drastischen Änderungen zu jener Spielanlage durchführen, die er neun Monate im Jahr anwende.

Es geht darum, die richtige Balance zu finden und etwas mehr Kick hineinzubringen. Situationsbedingt muss ich lediglich bei einzelnen Schlägen kleine Adaptierungen durchführen."

Immer würde dieser Plan freilich nicht aufgehen. „Und dann werde ich richtig wütend. Selbst wenn ich auf Hardcourt einen Punkt verliere, weiß ich zumindest, woran es gelegen hat. Auf Sand habe ich oft das Gefühl, alles richtig zu machen und werde dann trotzdem zerstört."

Nachteil durch Miami-Titel

Der US-Open-Champion von 2021, der sich seit Ende Januar von Platz zwölf auf Position fünf im ATP-Ranking hochgearbeitet hat, dämpft vor seinem Heimturnier an der Côte d'Azur selbst die Erwartungen, da die Umstellung auf den rutschigen Boden aufgrund seines verlängerten Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten überaus kurz ausfiel.

Je früher du in Miami ausscheidest, desto mehr Zeit bleibt dir, auf Sand zu trainieren." Durch ein Freilos in der ersten Runde erhält er zumindest ein paar Tage mehr Zeit, sich an das völlig konträre Eigenschaften zum Hartplatz aufweisende Terrain zu gewöhnen.

Daniil-Medvedev-1024x683In Monte Carlo wird Medvedev nur zum erweiterten Favoritenkreis gezählt.MehrWeniger

Der regelmäßig verhaltensauffällige Medvedev spricht zugleich eine Warnung an sich selbst aus: „Das erste Turnier auf Sand ist immer hart. Ich bereite mich mental darauf vor, nicht die Ruhe und Nerven zu verlieren. Vielleicht spiele ich in Monaco sehr schlecht, vielleicht aber auch nicht, weil ich gerade großes Selbstvertrauen habe."

Match-Beginn entscheidend

Entscheidend sei, wie er ins Match hineinfindet, ist sich der fünfmalige Gewinner einer ATP1000-Veranstaltung bewusst, der in Barcelona 2019 sein bisher einziges Endspiel auf roter Asche bestritt. „Ich kann sehr gefährlich auf Sand sein, muss dafür aber einen guten Tag erwischen. Wenn es am Beginn schlecht läuft, tue ich mir schwer, die Partie zu drehen."

Da ihm nach einem Leistungsabfall 2022 aber ganz offensichtlich die Wende gelang, könnte für Medvedev die Zeit letztlich gekommen sein, sein Glück auch auf der ungeliebten Terre Battue in die Hand zu nehmen.

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Autor: Tobi
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