Erstmals seit Andy Roddick vor 18 Jahren spielt wieder ein Amerikaner um den Titel im Herren-Einzel bei den US Open in New York. Im Halbfinale stehen sich in der Nacht von Freitag auf Samstag die beiden Lokalmatadoren Taylor Fritz und Frances Tiafoe gegenüber. Das Match ist in der Night Session, um 01:00 Uhr nachts mitteleuropäischer Zeit, angesetzt.
Trotz einiger früher Niederlagen kann Taylor Fritz mit seiner bisherigen Saison durchaus zufrieden sein. Nach einem Viertelfinale bei den Australian Open verteidigte der Kalifornier seinen Vorjahrestitel in Delray Beach mit Erfolg, auch der European Clay Swing war auf dem ungeliebten Sand beachtlich.
Seinen zweiten Turniersieg 2024 feierte der 26-Jährige auf dem Rasen von Eastbourne, es folgte die Runde der letzten Acht von Wimbledon. Allerdings war die Vorbereitung auf die US Open eher zum Vergessen, bei den Masters-Events in Montreal und Cincinnati musste Fritz bald die Koffer packen. 59 Matches hat der 1,96-Meter-Riese in dieser Spielzeit bereits in den Beinen, 43 davon konnte er gewinnen.
Frances Tiafoe läuft seinem ersten Saisontitel noch hinterher, auch seine Erfolgsquote ist mit 29 Siegen und 19 Niederlagen in diesem Jahr bescheidener als jene seines nächsten Kontrahenten. Doch kommt der Mann aus Maryland immer besser in Schwung, sein Highlight 2024 erlebte er vor zwei Wochen mit dem Finaleinzug in Cincinnati.
Davor hatte der 26-Jährige auch das Endspiel von Houston erreicht, ansonsten stehen noch zwei Semifinals in Washington und Delray Beach zu Buche. Alles Turniere in den vereinigten Staaten also, wo der Showman mit dem Publikum im Rücken über sich hinauszuwachsen vermag.
Taylor Fritz gewinnt in fünf Sätzen. Bei 10 Euro Wetteinsatz erhielte man beim Wettanbieter Bet-at-home im Falle eines 3:2-Sieges des Kaliforniers 52,50 Euro ausbezahlt.
Wettquoten vom 6.9.2024 – 8:15 Uhr – Bitte beachte, dass die Quoten der Buchmacher sich laufend ändern können / Der Quotenvergleich ist nur eine Auswahl der Redaktion / Es gelten die AGB der Anbieter / Wetten erst ab 18+ / Alle Angaben ohne Gewähr
Die internationalen Buchmacher zeichnen ein eindeutiges Bild: Taylor Fritz geht als klarer Favorit in das erste rein amerikanische Herren-Semifinale bei den US Open seit 2005, als Andre Agassi auf Robby Ginepri traf. Der letzte Endspielteilnehmer aus den Vereinigten Staaten bei einem Major war Andy Roddick vor 15 Jahren in Wimbledon.
Für den Kalifornier spricht nicht nur das Head-to-Head und die Weltranglistenposition, sondern auch die bisherigen Erfolge sowie die Konstanz über die letzten Jahre. Die durchschnittlichen Siegquoten für die Nummer zwölf der Setzliste liegen bei 1,37.
Für einen Finaleinzug von Frances Tiafoe werden von den Wettportalen wiederum Quoten von bis zu 3,25 angeboten. Allerdings rechnet sich der Semifinalist von 2022 zurecht einiges aus. Zwar feiert auch Fritz in der Heimat überdurchschnittlich viele Erfolge, doch nicht im selben Ausmaß wie Tiafoe, der vor allem im US-Sommer stets richtig aufzublühen scheint.
Und im knapp 24.000 Zuschauer fassenden größten Tennisstadion der Welt darf der Außenseiter davon ausgehen, dass die Unterstützung von den Rängen zum überwiegenden Teil ihm zufallen wird, zumal die Bewohner des ethnisch so bunten New Yorker Stadtteils Queens wohl eher mit einem Spieler sympathisieren, der den amerikanischen Traum vom Aufstieg lebt, als mit einem Mann aus der Oberschicht.
Bei zwei Protagonisten, die über ähnliche Waffen verfügen, können die Fans durchaus zum Zünglein an der Waage werden, insbesondere in einem langen Duell. Allerdings ist dafür auch eine Portion Stabilität erforderlich, die definitiv für Fritz spricht.
Ein schnelles Match ist jedenfalls kaum zu erwarten, auch die Experten von tenniswetten.de richten sich auf einen Abnützungskampf über die volle Distanz ein. Wer auf einen Fünfsatzsieg von Taylor Fritz setzen will, findet bei Bet-at-home die dafür entsprechende Quote von 5,25. Sollte man auf einen Triumph von Frances Tiafoe im Entscheidungssatz tippen wollen, lautet die Wettquote auf 7,50.
Schon im Jugend- und Juniorenbereich trafen die zwei gleichaltrigen US-Boys unzählige Male aufeinander, auf der Profitour führt Fritz das Head-to-Head klar mit 6:1 an. Tiafoe konnte nur das erste ATP-Duell 2016 gewinnen, die einzige Begegnung auf Major-Ebene in Melbourne vor zwei Jahren verlor er in drei Sätzen. Deutliche Ergebnisse gab es aber nur selten, in dieser Saison spielen die beiden Freunde erstmals gegeneinander.
Was spricht für US Open Halbfinalsieg von Taylor Fritz?
Der aus der Kaufhaus-Dynastie Macy's stammende Spross der ehemaligen Top-10-Spielerin Kathy May agiert trotz seine Körpergröße vorwiegend von der Grundlinie, insbesondere mit der extremen Griffhaltung entwickeln seine druckvollen Vorhandschläge enormen Topspin. Doch auch mit der Rückhand generiert Fritz viel Speed, ganz zu schweigen vom Aufschlag, der Geschwindigkeiten von bis zu 240 Stundenkilometern erreicht.
Ganz untypisch amerikanisch geizt der in San Diego aufgewachsene Rechtshänder fast mit Emotionen auf dem Platz und hält auch in kniffligen Situationen den Fokus. Umso energischer feuert ihn seine Lebensgefährtin, die Influencerin Morgan Riddle, in der Spielerbox an.
Die ehemalige Nummer eins der Jugendweltrangliste, die 2015 den Nachwuchsbewerb der US Open gewann, schaffte es im fünften Anlauf über das Viertelfinale eines Grand Slams hinaus, allein in diesem Jahr erreichte Fritz die zweite Woche aller vier Majors.
In Flushing Meadows war es aber in der Vergangenheit nur selten nach Wunsch gelaufen, im Vorjahr stand er erstmals in der Runde der letzten Acht, mit einer Siegquote von 65 Prozent ist der New Yorker Spätsommerklassiker aber inzwischen sein stärkstes der vier großen Tennis-Events.
Mit einer Gesamtspielzeit von 12:09 Stunden benötigte die Nummer zwölf der Welt fast drei Stunden weniger auf den Weg ins Halbfinale als Frances Tiafoe und räumte dabei nicht nur die Top-10-Akteure Casper Ruud und Alexander Zverev weg, sondern auch den ehemaligen Wimbledon-Finalisten Matteo Berrettini. Aufgrund der zweitägigen Matchpause wird die kürzere Arbeitszeit allerdings kaum einen Faktor darstellen.
Was spricht für US Open Halbfinalsieg von Frances Tiafoe?
Ähnlich wie sein freitägiger Widersacher bevorzugt der Sohn von Einwanderern aus Sierra Leone dank eines Briachalaufschlages und einer mächtigen Vorhand das druckvolle Spiel von der Grundlinie, scheut aber auch nicht den Angriff ans Netz. Zudem zählt er neben Novak Djokovic zu den besten Returnspielern auf der Profitour.
Im Gegensatz zu Fritz versteht es Tiafoe, das Publikum einzubinden und auf seine Seite zu ziehen. Die blitzschnellen kurzen Schritte und eine unorthodoxe Schlagbewegung tragen neben seinem Showtalent zum Entertainment bei.
Obwohl der jüngste Orange-Bowl-Champion aller Zeiten, der einst Platz zwei in der Jugendweltrangliste belegte und das Semifinale der US Open 2014 bei den Buben erreichte, noch nicht die ganz großen Erfolge in seiner Profikarriere vorzuweisen hat, wächst er in der Heimat regelmäßig über sich hinaus.
Bei den US Open steht er nach 2022 bereis zum zweiten Mal in der Voschlussrunde, im Vorjahr ging es bis ins Viertelfinale, zweimal zuvor hatte es Tiafoe ins Achtelfinale geschafft. Damit ist seine Erfolgsquote im USTA Billie Jean King National Tennis Center signifikant besser als jene von Kumpel Fritz.
Auch beim aktuellen Turnier hatte der Schützling von Starmaker David Witt einige knifflige Aufgaben zu bewältigen. So rang Tiafoe nacheinander US-Hoffnung Ben Shelton, Djokovic-Bezwinger Alexei Popyrn und Tennisästhet Grigor Dimitrov nieder.
„Diesmal hat es sich anders angefühlt. Ich war nicht so nervös wie bei den vorangegangenen Viertelfinals, weil ich die Situation mittlerweile gut kenne. Und auf mein Service habe ich mich immer dann verlassen können, als ich es am meisten gebraucht habe", sagt Taylor Fritz über seine Semifinal-Premiere bei einem Grand Slam.
„Ich behalte jedoch die Einstellung, dass der Job noch nicht erledigt ist, blicke gleichzeitig aber nicht zu weit nach vorne, sondern nehme es Spiel für Spiel."
– Taylor Fritz
Zu viel will er an seiner Herangehensweise gegen Kontrahenten, mit denen er schon oft konfrontiert war, nicht ändern. „Das Service ist bei all diesen Gegnern ein wichtiger Faktor, Ballwechsel kommen kaum zustande. Ich muss daher eher beim Aufschlag etwas mehr als üblich variieren."
Dass er als Anführer der neuen Generation von US-Männern als einer der wenigen davor noch kein Halbfinale eines Majors erreicht hatte, störte ihn nicht. „Ich habe mich für meine Freunde gefreut. Es hat mir sogar die Selbstsicherheit gegeben, dass ich es auch schaffen kann. Und um mein Ego zu schützen, habe ich mir immer eingeredet, meistens im Viertelfinale an Novak Djokovic gescheitert zu sein."
Am Freitag erwartet Fritz im Arthur Ashe Stadium ein großes Spektakel.
„Gegen Foe wird es sicher ein Riesenspaß, ja elektrisierend. Und für die Fans ist es natürlich fantastisch, dass einer von uns ins Finale kommt."
– Taylor Fritz
Frances Tiafoe ist mein seinem aktuellen Niveau sehr glücklich. „Ich halte mich an meinen Plan. Und obwohl der Aufschlag nicht immer so funktioniert, wie ich es mir vorstelle, bewege ich mich sehr gut, der Return funktioniert und ich halte dem Druck stand."
Große Erwartungen hatte die Nummer 20 der Welt vor dem turnier allerdings nicht. „Natürlich fühlt es sich immer großartig an, an einen Ort zurückzukehren, wo du schon großen Erfolg hattest. Aber mein Ranking ist nicht mehr so gut wie es einmal war und du weißt dann nie, wie die Auslosung sein wird. Aber wenn du erst im Turniermodus bist, denkst du dir, warum nicht?"
Dass er vor allem am US Hardcourt Swing außergewöhnlich performt, empfindet er nur als logisch.
„Die einzigen Events außerhalb der USA, an denen ich mich so wohlfühle, sind Queens und Wimbledon, weil mir das Rasentennis Spaß macht. Aber was sich hier auf den Rängen abspielt, ist einfach verrückt."
– Frances Tiafoe
An die Chance, als erster Amerikaner seit Andy Roddick vor 21 Jahren einen Grand Slam zu gewinnen, glaubt er ganz fest. „Wir Spieler sprechen untereinander seit Jahren darüber. Wir sind diese Gruppe, die es schaffen wird. Wir klopfen schon lange an der Tür, es wird passieren. Und kein Gegner ist unschlagbar. Hoffentlich bin ich derjenige, der den Bann bricht."
Zuvor muss Tiafoe aber noch die Hürde Taylor Fritz nehmen.
„Er war ein Teilzeitspieler, ging normal aufs College und stand nur nebenbei am Tennisplatz. Daran sieht mein sein unglaubliches Talent. Es wird episch, das größte Match meiner Karriere."
– Frances Tiafoe
Tobi hat die Halbfinalvorschau Fritz - Tiafoe verfasst
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
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