Iga Swiatek: Von ihren Gegnerinnen durchschaut?
Nach einem für ihre Ansprüche eher durchwachsenen Saisonstart legt Iga Swiatek eine wohl notwendige Schaffenspause ein. Schließlich fielen die wenigen Niederlagen in diesem Jahr allesamt krachend aus. Auffallend ist, dass der dreifachen Major-Gewinnerin vor allem bei hohem Tempo die Lösungen fehlen. Zwei Legenden geben der Polin aber Grund zur Hoffnung.
Niederlagen enden in Debakel
Vier Niederlagen musste Iga Swiatek bereits in dieser Tennissaison einstecken. Von einer Krise zu sprechen, wäre in Anbetracht ihrer 18 Siege, inklusive des Titelgewinns beim WTA500 in Doha, wohl überzogen. Gegenüber dem vergangenen Jahr ist aber dennoch ein signifikanter Leistungsabfall zu vernehmen.
Die kasachische Wimbledon-Siegerin gewann darauf ein weiteres Duell vor zwei Wochen in Indian Wells, dazwischen war Swiatek auch noch im Dubai-Finale von Barbora Krejcikova abgefertigt wurden. Die Sorge um die Form der Ausnahmesportlerin entstand nicht aufgrund dieser Niederlagen gegen durchwegs prominente Kontrahentinnen, sondern wegen der jeweils erlittenen Abfuhr. Insgesamt holte Swiatek dabei nur 22 Spiele, im Schnitt 5,5 pro Match.
Trotz Punkteabsturzes unangefochtene Nummer eins
Wilander geht davon aus, dass die aktuelle Zwangspause die 21-Jährige dabei helfen könnte, wieder in die Spur zu finden. Swiatek zog sich beim Masters in der kalifornischen Wüste eine Rippenverletzung zu, die sich durch eine starke Erkältung verstärkte. Daraufhin verzichtete sie auf ein Antreten beim anschließenden WTA1000 in Miami.
Probleme mit Powerhitter auf schnellen Belägen
Ohne Turnierstress könnte die zwölfmalige Titelgewinnerin auf der WTA-Tour vor der anstehenden Sandplatzsaison sogar einen Vorteil erlangen, so der Eurosport-Experte.
Im Vorjahr legte Swiatek in dieser Phase der Saison einen Lauf von 37 Matchsiegen in Folge hin. „Die Leute fragen sich jetzt, was falsch läuft", führt der siebenfache Grand-Slam-Champion weiter aus. „Was passiert gerade? Findest du keine Lösungen mehr gegen Spielerinnen, die auf schnellen Courts mit viel Power deine Vorhand bearbeiten?"
Achten auf mentale Gesundheit
Für Chris Evert ist die öffentliche Erwartungshaltung an das mit so vielen Varianten ausgestattete Bewegungstalent schlicht zu hoch. Die ehemalige Nummer eins der Welt warnt zugleich davor, die mentale Gesundheit einer Spielerin außer Acht zu lassen, die ohnehin nicht als besonders nervenstark gilt und seit Jahren professionelle Hilfe in diesem Bereich in Anspruch nimmt.
Es sei nur logisch, gesteht Evert, dass man bei Swiateks Statistiken ins Schwärmen gerät, auch bei ihren 18 Siegen in diesem Jahr kam die Rechtshänderin kaum ins Wanken. „Wer so intensiv ins mediale Rampenlicht rückt, muss automatisch den Druck spüren - selbst die psychisch stärkste Spielerin."
French Open in Paris als großes Ziel
Umso gelegener dürfte der Weltranglistenersten kommen, dass sie aus dem Tour aussteigen, sich Zeit nehmen und schon auf roter Asche zu trainieren beginnen könne, meint Wilander.
Das März-Highlight im Hardrock Stadium von Miami ausgelassen zu haben, sei aufgrund der Umstände daher die richtige Entscheidung gewesen. Swiatek müsse schließlich nicht nur ihre gesundheitlichen Angelegenheiten in den Griff bekommen, sondern auch die zuletzt entstanden Probleme gegen kraftvoll agierende Spielerinnen. Mats Wilander: „Vielleicht sollte sie Anfang April sogar noch ein, zwei Trainingswochen einlegen."
Swiatek bleibt die Frau, die es zu schlagen gilt
Der Aufstieg von Sabalenka und Rybakina, die auch auf der ganz großen Bühne ihre Nerven in Zaum halten, würde eine zusätzliche mentale Herausforderung bedeuten, sagt Evert: „Auch wenn sie das Service im Indian-Wells-Finale wieder phasenweise verlassen hat, spielt Sabalenka dank ihrer stabileren Aufschlagbewegung insgesamt fokussierter. Und Rybakina ist einfach grundsolide. Mit ihrer ausgezeichneten Schlagtechnik kann auch unter Druck kaum etwas schief laufen."
Generell würden Experten und Beobachter auch sehr schnell über die Protagonisten urteilen, übt sich die ESPN-Analystin in Selbstkritik. „Wir sagen sofort, dass jemand dominant, in Schwierigkeiten oder gar am Ende ist. Wie man es auch betrachtet, ist Iga aber noch immer die Nummer eins der Welt und bleibt die Spielerin, die es zu schlagen gilt."
Einen Tipp aus der Ferne kann sich Evert aber nicht verkneifen: „Iga gewinnt nach wie vor 99 Prozent aller Matches, in denen sie wie Iga spielt. Gegen Powerhitter denken sich ihre Coaches jedoch immer einen ganz speziellen Plan aus." Aber: „Ich bin mir sicher, dass sie und ihr Team wieder ausknobeln werden, wie es geht."