Impfquote: Nur 65 Prozent der Spieler immunisiert
Nicht einmal zwei Drittel der Tennisprofis sind aktuell gegen das Coronavirus geimpft. Und die australische Regierung bekräftigt, nur vollständig immunisierte Spieler zum ersten Major des Jahres zuzulassen - eine restriktive Linie, die auch von der ATP unterstützt wird. Indes lässt Titelverteidiger Novak Djoković ein Antreten in Melbourne offen.
Unterschiedliche Folgen für ungeimpfte Sportler
Wie in wohl allen Gesellschaftsschichten und Berufssparten wird auch im Spitzensport das omnipräsente Impfthema intensiv diskutiert. In den US-Profiligen sind nicht vollständig immunisierte Spieler teilweise sogar von ihren Teams ohne Gehaltsfortzahlung suspendiert, in Deutschland entstand zuletzt eine Debatte um Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich.
Doch jene Klarheit, die inzwischen über den Impfstatus des Bayern-Profis herrscht, würde sich so mancher Szene-Beobachter auch im Tennis wünschen, obwohl die Öffentlichkeit von Kimmichs Bedenken freilich erst nach einer konkreten Interviewfrage erfuhr.
Keine Australian Open ohne Immunisierung
Damit widersprach der Premierminister des Bundesstaates Victoria dem australischen Regierungschef Scott Morison, der in Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung der Veranstaltung für das Land zuvor den Profis eine ähnliche Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt hatte wie ausländischen Schlüsselarbeitskräften.
Die Sache sei geklärt, will Andrews der Diskussion aber ein Ende setzen: „Ich werde nicht verlangen, dass Leute, die auf der Tribüne sitzen oder beim Event arbeiten, geimpft werden, während die Spieler nicht geimpft sind." Auch eine 14-tägige Hotelquarantäne für lediglich getestete Akteure, wie bei der Auflage 2021 (TennisWetten.de berichtete), käme diesmal nicht infrage. Vielmehr müssten die Profis bis spätestens Ende November ihre zweite Teilimpfung erhalten, um beim Januar-Highlight im Melbourne Park antreten zu können.
– Daniel Andrews möchte keine Sonderbehandlung für Tennis-Profis.
Top 3 geben keine Statusmeldung
An besondere Brisanz gewinnt das Thema auch deshalb, weil die Top 3 der Weltrangliste, Novak Djoković, Daniil Medvedev und Stefanos Tsitsipas ihren Impfstatus nicht bekanntgeben wollen. „Das ist Privatsache", wird der in der Vergangenheit immer wieder als Impfskeptiker aufgetretene und vor eineinhalb Jahren selbst von einer Corona-Erkrankung genese Serbe nicht müde zu betonen.
– Djoković über seinen Impfstatus.
Seinen Start in Melbourne lässt der neunmalige Australian-Open-Champion vorerst offen. Er wolle sich dazu erst äußern, nachdem die Veranstalter die Bedingungen für ein Antreten offiziell kommunizieren, so Djoković, der beim derzeit stattfindenden Masters-Turnier in Paris-Bercy Unterstützung von der Nummer zwei der Welt Daniil Medvedev erhält. In dessen Heimatland Russland herrscht allgemein ein großes Misstrauen gegenüber der Covid-19-Schutzimpfung. Während nur etwa ein Drittel der Bevölkerung vollständig immunisiert ist, explodiert die Zahl an Hospitalisierungen.
ATP warnt vor Hürden auf der Tour
In der vergangenen Woche erklärte die ATP in einer Email den Profis nachdrücklich, dass ein Tour-Leben 2022 für nicht gegen das Coronavirus geimpfte Sportler mit wesentlichen Hürden verbunden sein wird. In diesem an die Spieler und Trainer gerichteten Schreiben weist man eindringlich auf die wissenschaftlich grundierten Vorteile eines Impfschutzes hin.
Zwar will die Vereinigung des Männer-Circuits keine explizite Impfpflicht für die Teilnahme an der Tour aussprechen, sie wird aber die Entscheidungen nationaler Regierungen und regionaler Gesundheitsbehörden unterstützen, wenn diese ein Vakzin-Zertifikat von den Spielern einfordern. Alle sollten sich auch darauf einstellen, dass zahlreiche Länder und Fluglinien in naher Zukunft Impfungen verlangen werden.
Folgende Restriktionen können laut ATP ab 2022 in Kraft treten:
- Ungeimpfte Spieler müssen sich öfter testen lassen als geimpfte.
- Ungeimpfte Spieler müssen die Kosten für den höheren Testaufwand tragen.
- Geimpfte Spieler fallen nicht in die einer strengen Quarantäne unterliegenden Kategorie K1, falls sie mit einer positiv getesteten Person in engen Kontakt getreten sind.
- Ungeimpfte Spieler, die vor einem Turnier positive getestet werden oder als K1-Personen eingestuft werden, müssen ihre Nennung zurückziehen und haben kein Anspruch auf Preisgeld-Entschädigung.
- Die Kosten für die Quarantäne nach einer Covid-19-Infektion werden nicht von der ATP getragen.
- Ungeimpften Spielern stehen bei den Turnieren nur sehr beschränkte Transportmöglichkeiten zur Verfügung.
„Wir hoffen, dass dieses Update den Spielern hilft, eine Entscheidung bezüglich der Impfung in den kommenden Wochen zu treffen", heißt es vonseiten der ATP. Im Tennis liegt die Quote der vollständig Geimpften bei 65 Prozent und damit unter dem EU-Durchschnitt, was vor allem deshalb erstaunt, da sich diese Berufsgruppe permanent auf Reisen befindet.
Mehrheit kann sich Startverzicht nicht leisten
– Boris Becker.
Absurder Politstreit in Österreich
Wie sehr die Nerven auf allen Seiten blank liegen, beweist ein geradezu absurder Schlagabtausch zwischen Mitgliedern der österreichischen Bundesregierung und den Spitzen der Opposition in der Alpenrepublik um den noch ungeimpften Dominic Thiem.Dabei hatte der nach einer Handgelenksverletzung rekonvaleszente US-Open-Sieger von 2020 lediglich erklärt, dass er zwar auf eine rechtzeitige Zulassung des Totimpfstoffes Novavax durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA hoffe, sich anderenfalls aber mit „irgendetwas anderes" impfen lassen werde, um bei den am 17. Januar beginnenden Australian Open antreten zu können. Inzwischen wurde dem 28-Jährigen der erste Stich auch schon verabreicht.