Felix Auger-Aliassime: Der Riesentöter

tobi-redaktionTobi
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Im voll entfachten Rennen um die Tickets zu den ATP Finals nach Turin hält sich Felix Auger-Aliassime in ausgezeichneter Position. Imposante Erfolge gegen absolute Topstars verleihen dem agilen Frankokanadier einen zusätzlichen Motivationsschub. Doch vor allem zwei bittere Niederlagen auf großer Bühne haben das Selbstvertrauen des 22-Jährigen bestärkt.

Kontinuierlicher Aufstieg

Bereits vor einigen Jahren konnte sich Felix Auger-Aliassime als Fixstern in der Elite des Welttennis etablieren. Noch im Teenager-Alter feierte der Kanadier 2019 seine Premiere in den Top 20, im vergangenen Spätsommer erreichte er bei den US Open sein erstes Grand-Slam-Semifinale, im Herbst drang er dann erstmals in den exklusiven Kreis der besten zehn Spieler am Planten ein.

In diesem Jahr hat Auger-Aliassime aber ein bisher nicht gekanntes, noch beeindruckenderes Muster gezeigt. Der so bewegliche Rechtshänder mit dem pfeilschnellen Service und der krachenden Vorhand ist zu einem der gefürchtetsten Riesentöter auf der Tour avanciert.

felix-auger-aliassimeAuger-Aliassime ist auf dem Weg nach ganz oben.MehrWeniger

Richtungsweisende Siege

Den Höhepunkt hat diese Entwicklung mit Beginn der laufenden Hallensaison erreicht. Mitte September bezwang der 22-Jährige beim Davis Cup Carlos Alcaraz im ersten Match des Spaniers seit dessen Krönung zum US-Open-Champion und Nummer eins der Welt. Eine gute Woche später ließ Auger-Aliassime den amtierenden Wimbledon-Sieger und 21-fachen Major-Gewinner Novak Djokovic beim Laver Cup keine Chance.

Der Dreisatz-Erfolg über Alcaraz am überdachten Hardcourt von Valencia stellte seinen ersten Triumph gegen einen Weltranglistenführenden überhaupt dar. 16 Asse bei nur einem Doppelfehler sowie sieben abgewehrte Breakbälle waren notwendig, um das neue Aushängeschild des Welttennis in dessen Heimat nach knapp drei Stunden zu biegen.

Höhenflug mit Bodenhaftung

Doch sogar im Augenblick des bis dato größten Sieges seiner Karriere übte sich Auger-Aliassime im Understatement.

Klar ist es für mich ein Riesending, die neue Nummer eins zu schlagen. Aber Carlos hat viel auf sich genommen, den Atlantik zu überqueren, um hier zu spielen. Allein deshalb gebührt ihm Respekt."

Und selbst wenn Novak Djokovic bei seiner Zweisatz-Niederlage im Mannschaftsbewerb der Branchenführer in London durch Handgelenksbeschwerden beeinträchtigt war, stellte der Allrounder aus Montreal die Tour-Legende völlig kalt und läutete im Vergleichskampf mit Europa die Wende für die Weltauswahl ein.

Starker Teamplayer

Es war eine der besten Leistungen meiner Karriere", zeigte sich Auger-Aliassime nach dem Match sichtlich erleichtert. „Ich bin gegen diese großen Champions schon ein paar Mal sehr nah dran gewesen. Es nun endlich geschafft zu haben, fühlt sich einfach toll an."

Zufällig oder nicht, hatte der hochveranlagte Schützling von Toni Nadal vor seinem Prestige-Erfolg gegen Alcaraz den größten Matchsieg ebenfalls in einem Teambewerb geholt. Zu Saisonbeginn zwang er beim ATP Cup in Sydney den damals in der Weltrangliste auf Platz drei gereihten Alexander Zverev in drei umkämpften Durchgängen nieder.

Die Match-Highlights aus der Begegnung zwischen Alexander Zverev und Auger-Aliassime.


Fünfsatz-Niederlagen als Wendepunkte

infoWie wertvoll der Triumph tatsächlich war, belegt ein Blick auf die Statistik: Zu jenem Zeitpunkt hatte der Hamburger 34 seiner vorangegangen 38 Partien gewonnen, eine Serie, die bis zum letztlich vergoldeten olympischen Sommer in Tokio zurückreichte.

Das wachsende Selbstvertrauen der aktuellen Nummer 13 der Welt gegen Topspieler hätte in diesem Jahr bei zwei Grand Slams beinahe den Lauf der Geschichte geändert. Im Viertelfinal-Duell mit Daniil Medvedev bei den Australian Open vergab Felix Auger-Aliassime einen Matchball, ehe er sich in fünf Sätzen geschlagen geben musste. Der Russe sollte seinerseits erst im Finale an Rafael Nadal scheitern. Und im Achtelfinale von Roland Garros war es ebenfalls der 1,93-Meter-Mann, der den König von Paris als einziger Spieler Nadal über die volle Distanz zwingen konnte.

Selbstvertrauen steigt

Nach der hauchdünnen Niederlage gegen Medvedev klang der einstige Juniorensieger der US Open wie jemand, dem längst bewusst war, dass noch große Namen in diesem Jahr über seine Klinge springen würden.

Ich bin natürlich vom Ergebnis enttäuscht, mit meiner Spiel aber sehr zufrieden. Jetzt weiß ich, dass ich mit jedem Spieler auf der Welt mithalten kann."

Insgesamt behielt Auger-Aliassime, der im Frühjahr nach acht verlorenen ATP-Finals in Rotterdam endlich seinen ersten Titelgewinn bejubeln durfte, bei 39 Partien gegen Top-Ten-Spieler elf Mal die Oberhand. Doch allein in diesem Jahren siegte er bei fünf solchen Aufeinandertreffen mit der Creme de la Creme. Die ATP Finals wären jedenfalls eine wunderbare Gelegenheit, diese Bilanz innerhalb weniger Tage weiter aufzubessern. Ungeachtet der Auftaktpleite in Astana in dieser Woche hält Auger-Aliassime fest den Kurs Richtung Turin.

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Autor: Tobi
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