Beim Titelmatch um die offenen amerikanischen Tennismeisterschaften 2023 in Flushing Meadows kommt es zur Neuauflage des Showdowns von 2021. Daniil Medvedev ließ mit seinem Halbfinalerfolg am Freitag über Vorjahressieger Carlos Alcaraz das programmierte Traumfinale platzen und trifft am Sonntag, um 22:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit, auf den Rekord-Grand-Slam-Gewinner Novak Djokovic, der seinerseits die Hoffnungen der New Yorker Zuschauer auf den ersten US-Triumph im Herren-Einzel seit 20 Jahren zunichte machte und Lokalmatador Ben Shelton eliminierte.
Die Serie an Grand-Slam-Titel im Herren-Einzel, die nur fünf Spieler untereinander aufteilten, wird damit auf 22 erweitert. Der letzte Major-Champion, der nicht Djokovic, Medvedev, Alcaraz, Rafael Nadal oder Dominic Thiem hieß, war Roger Federer bei den Australian Open 2018. Und nach dem Österreicher Thiem, der den Siegerpokal bei den US Open 2020 stemmte, folgt nun bereits die dritte Saison, in der sämtliche Grand-Slam-Gewinner entweder aus Spanien, Serbien oder Russland stammen.
Der von den Buchmachern als leichter Außenseiter geführte Daniil Medvedev steht in seinem inzwischen fünften Major-Finale, im Arthur Ashe Stadium des USTA National Billie Jean King National Tennis Centers ist es das dritte, vor zwei Jahren holte er seinen bisher einzigen Grand-Slam-Titel.
Dabei lief die Vorbereitung auf sein Lieblingsturnier gar nicht nach Wunsch. Obwohl der Weltranglistendritte üblicherweise mit dem Wechsel auf Hardcourt erst so richtig durchstartet, war bei den zwei Masters-Events in Toronto und Cincinnati, die er schon jeweils gewinnen konnte, nach drei bzw. zwei Matches Endstation.
Doch wie wohl sich Medvedev auf dem festen Untergrund fühlt, belegen seine imposanten Zahlen aus dem Frühjahr: Nach dem enttäuschenden Drittrunden-Aus in Melbourne gewann er 25 seiner nächsten 26 Matches, von den aufeinanderfolgenden Finals in Rotterdam, Doha, Dubai, Indian Wells und Miami verlor der 27-Jährige lediglich jenes in der kalifornischen Wüste.
Die Hartplatz-Bilanz von Novak Djokovic in diesem Jahr liest sich fast noch beeindruckender. Der Finalfavorit bestritt 2023 zwar nur 27 Partien auf dem schnellen Belag und damit 17 weniger als Medvedev, verlor von diesen aber nur eines. Und bei seinem einzigen Test auf die US Open in Cincinnati holte er auch prompt den Turniersieg.
Gewinnt der 36-Jährige am Sonntag in seinem 36. Grand-Slam-Finale zum 24. Mal, egalisiert er den Singles-Rekord der Australierin Margret Court, die allerdings 13 dieser Titel vor der offenen Ära ab 1968 eroberte. Und noch einen Meilenstein hat Djokovic, der am Montag Carlos Alcaraz wieder an der Spitze der Weltrangliste ablöst, bereits fix verbucht: Nach 2015 und 2021 schaffte er es zum dritten Mal in einem Kalenderjahr in die Endspiele aller vier Majors, was vor ihm nur Roger Federer gelang.
Wettquoten vom 9.9.2023 – Bitte beachte, dass die Quoten der Buchmacher sich laufend ändern können / Der Quotenvergleich ist nur eine Auswahl der Redaktion / Es gelten die AGB der Anbieter / Wetten erst ab 18+ / Alle Angaben ohne Gewähr
Alle großen internationalen Wettportale sind sich einig, dass Novak Djokovic als Favorit in das Finale um den US-Open-Titel 2023 geht. Alle Statistiken sprechen für den dreimaligen Sieger des Turniers, und gerade in wichtigen Best-of-Five-Matches erweist er sich als Mentalitätsmonster, spielerisch weist er ohnehin keine Schwachstellen auf.
Eine klare Sache dürfte es für den zweifachen Familienvater aber nicht werden, seine Siegquoten liegen im Schnitt bei 1,38, jene für seinen Herausforderer bei 3,10. Daniil Medvedev verfügt absolut über das Tennis, um den Rekordjäger auf der anderen Seite des Netzes bezwingen zu können, zeichnet sich auch durch Kämpferherz, Steherqualitäten und eine unheimliche psychische Stärke aus.
Und er hat an gleiche Stelle schon vorgezeigt, wie es geht. Nicht nur das, denn wie 2021 würde Djokovic wieder die Chance auf einen historische Bestmarke haben. Trotz aller Beteuerungen, sich die Zahl 24 nicht zu Kopf steigen zu lassen, bleibt abzuwarten, wie der Serbe am Platz reagiert.
Medvedev hatte in der zweiten Turnierwoche mit Alex de Minaur, Andrei Rublev und Carlos Alcaraz die schwierigere Auslosung, doch beide Protagonisten spielen in absoluter Topform. Insofern erwartet tenniswetten.de, dass die Entscheidung über den Titel erst in einem fünften Satz fällt.
Letztlich geht die Redaktion von einem Triumph von Novak Djokovic aus, der sich schon sehr oft in seiner langen Karriere in derartigen Situationen befunden hat, während Medvedev zwei Major-Showdowns über die volle Distanz verlor.
Unser Tipp:
Novak Djokovic gewinnt nach fünf Sätzen. Playzilla bietet für dieses Ergebnis eine Wettquote von 5,40.
Im Head-to-Head führt Djokovic mit neun Siegen in 14 Duellen. Das letzte Aufeinandertreffen in Dubai entschied allerdings Medvedev in zwei Sätzen für sich. Auf Grand-Slam-Ebene behielt der Serbe zweimal in Australien die Oberhand, den erwähnten Final-Clash 2021 in New York gewann der Russe.
Was spricht für US Open Finalsieg von Daniil Medvedev?
Seit seinem Finaldebüt 2019 verspürt Daniil Medvedev am Flushing Meadows Corona Park von Queens eine ganz besondere Energie und pflegt mit dem überaus ungehobelten New Yorker Publikum eine kuriose, von gegenseitigen Zuneigungen und Provokationen geprägte On-off-Beziehung.
Die Erfolgsquote des Tennisflegels ist mit über 85 Prozent bei keinem Grand Slam nur annähernd so gut, das ständige Wechselspiel mit dem Publikum scheint ihn noch zusätzlich zu pushen. Mental erweist sich der Schützling des renommierten französischen Coaches Gilles Cervara trotz seine oft unbeherrscht wirkenden Verhaltens beinahe stabiler als alle anderen Topstars, selbst in Fünfsatz-Matches erlebt man eher emotionale als qualitative Aussetzer.
Und Medvedev kann auf der Anlage des US-Tennisverbandes über sich hinauswachsen, wie man im Semifinale gegen Jungstar Carlos Alcaraz zu sehen bekam. Für den schlaksigen 1,98-Meter-Mann war das Match die ultimative Bewährungsprobe, dass er den Anschluss an die absolute Spitze nicht verloren hat und seine für ihn komfortabelste Spielanlage mit viel Laufarbeit hinter der Grundlinie noch immer für die ganz großen Siege ausreicht.
Medvedevs unorthodoxe, auf Hartplatz weit besser als auf jedem anderen Belag funktionierende Technik verhilft ihm, den Speed der gegnerischen Schläge mitzunehmen und durch seine sehr flach abspringenden, langen Bälle selbst viel Druck auszuüben. Auch bei langen Rallyes bringt er die nötige Geduld auf, auf seine Chance zu warten und mit einem blitzschnellen Winner auf den Punkt zu gehen.
Das wie von einer Schnur gezogene Service stellt jedem Kontrahenten Probleme, zumal sich Medvedev kaum Zeit vor der Spieleröffnung nimmt und dem Rückspieler damit auch keine Möglichkeit zum Durchatmen gibt.
In seinen bisherigen sechs Matches stand der 20-malige Titelgewinner auf der ATP-Tour 15:45 Stunden auf dem Platz, nur 43 Minuten länger als Novak Djokovic, drei Sätze gab er im Turnierverlauf ab. Die Physis sollte sogar eher zugunsten des neun Jahre jüngeren Medvedev sprechen.
Mit der drückenden Hitze in New York hatten beide Spieler zu kämpfen, doch sind für Sonntag etwas moderatere Temperaturen mit Regenschauern angesagt. Und ein geschlossenes Stadiondach hat den erstklassigen Hallenspieler schon in der Vorschlussrunde nicht geschadet.
Was spricht für US Open Finalsieg von Novak Djokovic?
Mit Daniil Medvedev verbindet Novak Djokovic eine der bittersten Niederlagen seiner Karriere. Und die erlitt er ausgerechnet in Flushing Meadows. Nur ein Match vom historische Kalender-Slam entfernt, bekam der bis dahin makellose Wahlmonegasse im US-Open-Finale 2021 seine Emotionen nicht in den Griff und ging gegen den Hardcourt-Spezialisten förmlich unter.
Der vierte Grand Slam des Jahres brachte dem Djoker in den letzten Jahren generell kein Glück: Da war das Einreiseverbot wegen der fehlenden Corona-Schutzimpfung, der Vorfall mit der Linienrichterin, die einer lädierten Schulter geschuldeten Aufgabe.
Aber: Nicht nur seine zahllosen Rekord bei den größten vier Turnieren sprechen für sich, auch die Errungenschaften im Big Apple selbst. Dreimal krönte sich Djokovic zum US-Open-Champion und steht nun in seinem zehnten Endspiel. Seit der Open Era kann lediglich Serena Williams in den Einzelbewerben auf ebenso viele Finalteilnahmen verweisen.
Diese enorme Erfahrung stellt einen unschätzbaren Wert dar. Djokovic gilt als Entfesselungskünstler, der bei keinem Spielstand und in keinem Ballwechsel aufgibt, auch wenn er gelegentlich den Fokus für kurze Zeit verliert. Doch gerade im Best-of-Five-Format findet er immer Lösungen, schließlich musste kein Profi öfter über die volle Distanz gehen.
Dazu ein wenig Statistisches: Von den 257 Grand-Slam-Partien, in denen er die ersten zwei Sätze für sich entschieden hatte, ging er in 256 Fällen als Sieger zum Handshake, einzig Jürgen Melzer gelang 2010 in Paris die Aufholjagd.
Und achtmal in seiner Karriere konnte der Superallrounder selbst einen 0:2-Satzrückstand drehen, fünfmal davon gewann er danach das Turnier - kein schlechtes Omen für den laufenden Bewerb, musste Djokovic doch in der dritten Runde die ersten zwei Durchgänge an Landsmann Laslo Djere abgeben.
Am Freitag spielte die Nummer zwei der Setzliste das 100. Match beim Spätsommer-Klassiker und feierte den 87. Sieg. Djokovic schien im Duell mit Lokalheld Ben Shelton derart fokussiert und ließ vor allem in den ersten zwei Sätzen gar nichts zu.
Auch im gesetzteren Tennisalter hat er fast nichts von seiner Antrittsgeschwindigkeit eingebüßt, die Sicherheit und Präzision bei den Grundschlägen haben auf den Gegenüber eine zermürbende Wirkung, selbst mit einem Brachialaufschlag ist gegen den besten Returnspieler der Welt nicht immer etwas auszurichten.
„Ich habe vorher gesagt, dass ich gegen Carlos auf einer Skala bis zehn eine Elf bringen muss - und ich habe eine Zwölf gespielt", war Daniil Medvedev mit seiner Leistung im Halbfinale gegen den noch Weltranglistenersten zufrieden. „Gegen Novak muss ich aber noch einmal besser sein."
Den Druck wälzt der Russe auch gleich auf seinen Widersacher über.
„Die größte Herausforderung stellt die Tatsache dar, dass ich am Sonntag einen Typen schlagen muss, der 23 Grand-Slam-Titel gewonnen hat. Ich habe nur einen."
– Daniil Medvedev
Dass Djokovic vom letzten Aufeinandertreffen zwischen den beiden in New York ein Trauma davongetragen haben könnte, glaubt der Herausforderer indes nicht. „Wenn Novak einmal verliert, ist er danach nie wieder der Gleiche. Er hat einfach eine andere Mentalität. Ich weiß, dass er zehnmal besser als an jenem Tag sein wird. Und ich muss, wenn ich ihn schlagen will, die beste Version meiner selbst sein."
Einfach dürfte es nicht werden, denn der Favorit zeigt keine Anzeichen, seinen Erfolgshunger bereits gestillt zu haben. „Das sind die Matches in Umgebungen, die mich inspirieren, jeden Tag aufzuwachen und so hart zu arbeiten wie die Jungen", sagte Djokovic nach dem Finaleinzug.
„Ein weiteres Grand-Slam-Finale - ich könnte nicht glücklicher sein."
– Novak Djokovic
Die Form scheint ihn ebenfalls zufrieden zu stimmen. „Das Turnier läuft gut, in den meisten Matches ist mein Plan aufgegangen. Seit Cincinnati passt die Leistung, ich fühle mich sehr wohl auf dem Platz." Aber: „Das letzte Major-Finale gegen Daniil habe ich verloren. Ich weiß also, was auf mich zukommt."
Den Allzeitrekord von Margret Court hat Nole hingegen nicht im Kopf. „In Wimbledon war ich schon sehr nah dran, habe aber gegen einen an diesem Tag besseren Spieler verloren. Ich will auch nicht zu viel daran denken. Diesen Fehler habe ich schon 2021 hier begangen und war dann vom Augenblick zu überwältigt und konnte mein Potenzial nicht abrufen."
Mit 36 Jahren spiele der Tour-Veteran jedenfalls jedes Grand-Slam-Finale, als ob es sein letztes wäre. „Ich weiß nicht, wie viele noch kommen, deshalb schätze ich diese Momente vielleicht mehr als vor zehn Jahren." Zum alten Eisen will sich Djokovic jedoch nicht zählen.
„Ich bin der Meinung, zu verdienen, was ich mir so hart erarbeitet habe. Ich habe immer an meine Hingabe, Qualitäten und Fähigkeiten geglaubt und kann abliefern, wenn es darauf ankommt. Alter ist nur eine Zahl."
– Novak Djokovic
Tobi hat die Finalvorschau Medvedev - Djokovic verfasst
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
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