ATP vs. PTPA: Nächste Runde im Spielervertreter-Streit

tobi-redaktionTobi
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Im Streit um eine angemessene Spielervertretung auf der Herrentour spitzt sich der Machtkampf zwischen der etablierten ATP und der von Novak Djoković gegründeten PTPA zu. Nach dem Ausraster von Vasek Pospisil in Miami wenden sich immer mehr Profis der neuen Initiative zu. Nur die Next Gen will sich noch nicht positionieren.

Zu viel Geld für Veranstalter, zu wenig für Spieler

vasek pospisilDer Machtkampf im Herrentennis hat in Miami wieder Fahrt aufgenommen. Nachdem es in der Frage um eine würdige Interessenvertretung in den letzten Monaten zumindest in der Öffentlichkeit ruhig geworden war, brodelt es hinter den Kulissen offenbar nach wie vor gewaltig. Wüste Beleidigungen von Vasek Pospisil in Richtung ATP-Vorsitzenden Andrea Gaudenzi mitten in seiner Auftaktpartie beim Masters-Turnier lösten die Diskussion neuerlich aus (tenniswetten.de berichtete).

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Pospisil hatte im September bei den US Open gemeinsam mit dem Weltranglistenführenden Novak Djoković und der Unterstützung dutzender weiterer Akteure die Spielergewerkschaft Professional Tennis Players Association, kurz PTPA, ins Leben gerufen.

Der Grund: Die Spieler würden sich von der ATP nicht gut genug vertreten fühlen, führten der Kanadier und der Serbe an. So würden die Turnierveranstalter selbst zu viel Geld einbehalten und zu wenig an die Profis weiterreichen, doch vor allem bekämen die sich auf den hinteren Ranglistenplätzen befindlichen Spieler ein zu viel kleines Stück vom Kuchen ab, lauteten die Hauptkritikpunkte.

ATP-Chef Gaudenzi schweigt

Bei besagtem Treffen in der vergangenen Woche soll Gaudenzi, der seit Anfang letzten Jahres an der Spitze der ATP steht, dem Vernehmen nach Pospisil scharf attackiert haben. Tags darauf geriet dieser im Match gegen den US-Amerikaner Mackenzie McDonald völlig aus der Fassung, zerhackte zwei Schläger und erklärte Stuhlschiedsrichter Arnaud Gabas nach dem durch einen Strafpunkt verlorenen Satz plötzlich, warum er Gaudenzi für ein „verdammtes Arschloch" halte.

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Auf seinen Social Media-Kanälen entschuldigt sich Pospisil für seinen Ausraster in Miami.

Selbst wenn sich Pospisil, der das Match in drei Sätzen verlor, inzwischen für die Schimpftiraden öffentlich entschuldigte, offenbart der Vorfall, wie groß seine Wut oder gar der Hass auf den italienischen Ex-Profi sein dürfte. Gaudenzi, der eine Spaltung der Herrentour naturgemäß zu verhindern versucht und deshalb gegen die PTPA wettert, ließ die persönlichen Angriffe bislang unkommentiert.

Zahl der Unterstützer steigt

„Ich habe das Gefühl, dass wir nicht gut vertreten werden"
- Denis Shapovalov äußert sich über die ATP

Doch immer mehr Spieler geben Pospisil Rückendeckung und stellen sich hinter die neue Initiative. „Offensichtlich bin ich auf der Seite der PTPA", verriet etwa Landsmann Denis Shapovalov am Rande des 1000er-Turniers in Florida. „Ich habe das Gefühl, dass wir nicht gut vertreten werden", so der Jungstar weiter. „Ich werde nicht weiter darüber sprechen, füge aber hinzu, dass die ATP nicht die bestmögliche Arbeit leistet."

John Isner, Milos Raonic und Ivo Karlović nahmen Pospisil ebenfalls in Schutz. PTPA-Chef Djoković, der auf ein Antreten in Miami verzichtet hatte, fehlte dementsprechend auch bei dem Meeting, das letztlich zur Eskalation auf dem Platz geführt hatte. Per Twitter sprang aber auch der 18-fache Grand-Slam-Champion seinem Mitstreiter zur Seite.

novak-djokovic-tweet-pospisil-miamiProminente Unterstützung: Novak Djokovic äußert sich zum Vorfall in Miami.MehrWeniger

Verhärtete Fronten

Momentan scheinen die Fronten also verhärtet zu sein. Eigentlich hatte Djoković ja bei den Tour-Finals in London noch den Vorsatz ausgerufen, man wolle mit der ATP zusammenarbeiten und nicht gegen sie. Allerdings würde die ATP ihrerseits kein Interesse daran zeigen, da man ihm ja durch eine kurzfristige Regeländerung seine Rückkehr in den ATP-Spielerrat verweigert hätte, ergänzte der 33-Jährige.

„Das ist absoluter Blödsinn"
 - Jürgen Melzer weist die Vorwürfe Djokovics zurück

„Das ist absoluter Blödsinn", entgegnete prompt der Österreicher Jürgen Melzer, selbst bis Ende letzten Jahres im Council vertreten. „Es macht keinen Sinn zu glauben, dass das alles Teil eines Komplotts gegen ihn ist, das über Nacht organisiert wurde. Dass Spieler in nur einer Vereinigung Mitglied im Spielerrat sein können, sagt schon der gesunde Menschenverstand", erklärt der ehemalige Weltklassespieler, der im Sommer im Wimbledon-Doppelbewerb endgültig von der internationalen Tennisbühne abtreten will.

Nadal und Federer rufen zur Einheit

roger federer

Roger Federer steht nicht hinter Djokovics Initiative.

Schon beim Start der Initiative hatten sich Rafael Nadal und Roger Federer über den Alleingang von Djoković irritiert gezeigt, zumal die zwei prominentesten Mitglieder im ATP-Council nicht in einem persönlichen Gespräch von den Plänen des Serben erfahren hätten, sondern lediglich über ein halbherziges, schriftliches Anwerben der Nummer eins. In Zeiten der Pandemie sei es besonders wichtig, die Kräfte zu bündeln und nicht, eigene Interessen zu verfolgen, betonten die beiden Superstars damals unisono.

Ein Konzept, welche Ziele man genau verfolge, blieb die PTPA bislang ohnehin schuldig. Dass sich seit der Gründung vor einem halben Jahr keine weiblichen Vertreter im Gremium finden, stieß ebenfalls auf Kritik. Man stehe mit den WTA-Spielerinnen in einem aktiven Dialog, hieß es dazu lediglich, passiert ist seither aber wenig.

Was macht die Next Gen?

Ein Großteil der absoluten Topspieler hat sich im diesem Interessenvertreter-Konflikt bisher noch gar nicht positioniert. Vor allem von der jungen Garde um Daniil Medvedev, Dominic Thiem, Stefanos Tsitsipas und Sascha Zverev, die in den kommenden Jahren wohl das Welttennis zumindest sportlich anführen wird, ist noch keiner der PTPA beigetreten.

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Autor: Tobi
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