Mit Casper Ruud und Alexander Zverev bestreiten zwei Protagonisten das zweite Halbfinale der French Open, die im Vorjahr just in Roland-Garros ihre besten Leistungen gezeigt hatten, in der ersten Hälfte der laufenden Saison aber über weite Strecken ihre Form suchten. Das Spiel findet am Freitag als zweite Partie nach 15:00 Uhr, am Court Philippe-Chatrier statt.
Nach der vergangenen Spielzeit traf Casper Ruud eine Entscheidung, die er heute wohl anders fällen würde. Statt sich im Dezember standardmäßig mit intensiven Trainingsblöcken auf das neue Tennisjahr vorzubereiten, zog er bei einer auslaugenden Exhibition-Tour mit Rafael Nadal durch Südamerika. Mit dem Beginn der Saison 2023 fand der Norweger dann einfach nicht seinen Rhythmus und wies bis zum Wechsel auf Sand sogar eine negative Matchbilanz auf.
Mit dem Titelgewinn in Estoril schien die Trendumkehr vollzogen worden zu sein, doch war das ATP250 eher schwach besetzt, die Performance dementsprechend wenig aussagekräftig. Es folgten einige Erst- und Zweitniederlagen, Hoffnung gab allerdings der Vorstoß ins Semifinale von Rom, wo die Bedingungen mit jenen in Paris vergleichbar sind.
Bei Sascha Zverev, der zum dritten Mal in Folge im Semifinale von Roland-Garros steht, hatte das Leistungsdefizit völlig anders gelagerte Gründe. Der Hamburger stieg nach seinem multiplen Bänderriss im French-Open-Halbfinale vor genau einem Jahr erst mit Beginn der neuen Saison in Australien wieder in das Tourgeschehen ein, musste im laufenden Tennisjahr aber bereits 14 Niederlagen hinnehmen.
Auch auf roter Asche sieht die Quote nicht wesentlich besser aus. Bei fünf Turnierteilnahmen war ein Semifinale beim letzten Test für die French Open in Genf, wo sämtliche Asse fehlten, das Höchste der Gefühle. Der bestgereihte Spieler, den Zverev vor den French Open in diesem Jahr schlagen konnte, war Roberto Bautista Agut in Monte-Carlo, zu dem Zeitpunkt lag der Spanier im ATP-Ranking auf Platz 29. Inzwischen steht auch die Nummer zwölf Frances Tiafoe auf seiner Abschussliste.
Wettquoten vom 9.6.2023 – Bitte beachte, dass die Quoten der Buchmacher sich laufend ändern können / Der Quotenvergleich ist nur eine Auswahl der Redaktion / Es gelten die AGB der Anbieter / Wetten erst ab 18+ / Text von 25.1.2023 / Alle Angaben ohne Gewähr
Laut internationalen Wettanbietern ist zwischen Casper Ruud und Alexander Zverev ein Duell auf Augenhöhe zu erwarten. Beide Spieler starteten mit ähnlichen Vorzeichen ins Turnier, wuchsen mit der Aufgabe und mussten in keinem ihrer bisherigen fünf Matches über die volle Distanz. Die Buchmacher schätzen Zverev als leichten Favoriten ein, für den eine durchschnittliche Siegquote von 1,80 angeboten wird, während sie für Ruud bei rund 2,00 liegt.
Der in der Nadal-Akademie auf Mallorca ausgebildete Norweger hatte im Viertelfinale mit Holger Rune die definitiv schwierigere Hürde zu nehmen, die er aber bravourös meisterte, indem er den stets das Kommando suchenden Jungstar mit langen Grundlinienschlägen keinen Druck aufbauen ließ. Der Deutsche ist aber ein ganz anderer Spielertyp, der über reichlich Best-of-Five-Erfahrung verfügt und nicht bei jedem Ball sofort auf den Punkt losgeht.
Dass die Partie erst als zweite nach dem großen Kracher zwischen Carlos Alcaraz und Novak Djokovic angesetzt wurde, dürfte ein leichter Vorteil für den Vorjahresfinalisten sein, da der Platz mit abnehmenden Temperaturen langsamer wird und die von Wilson gestellten Bälle schnell Druck und Filz verlieren.
Um sein Match möglichst früh beginnen zu können, wird Zverev deshalb auf ein flottes erstes Halbfinale hoffen. Allerdings hat es in der französischen Hauptstadt ohnehin seit Wochen nicht geregnet, die Trockenheit spielt dem Wahlmonegassen wiederum in die Karten.
Das Expertenteam von tenniswetten.de räumt Sascha Zverev nicht nur aus diesem Grund die größeren Chancen ein. Während Ruud danach trachten wird, seine Rückhand zu umlaufen, könnte sich dessen Vorhandseite für den mit dem breiteren Schlagrepertoire ausgestatteten Wahlmonegassen vermehrt öffnen.
Unser Tipp:
Ungeachtet der Galavorstellung von Ruud im Viertelfinale, wirkt Zverev, der ab Montag wieder zu Deutschlands Nummer eins avanciert, über den gesamten Turnierverlauf betrachtet mental unbelasteter. Die Redaktion setzt auf einen Viersatzsieg des Hamburgers, die beste Quote für diesen Tipp bietet das Krypto-Wettportal Cloudbet, das im Erfolgsfall den Einsatz mit 5,13 multipliziert.
Im Head-to-Head liegt Zverev mit 2:1 voran, die letzte Begegnung in Miami 2022 konnte allerdings Ruud in drei Sätzen für sich entscheiden. Alle bisherigen Duelle gingen jedoch auf Hartplatz über die Bühne, insofern sind Rückschlüsse auf die freitägige Partie nur sehr bedingt zulässig.
Casper Ruud, French Open 2022 am 24. Mai – (c) Shutterstock/Janet McIntyre
Phasenweise fühlt man sich bei Casper Ruuds Matches auf der Terre Battue ein wenig in die Vergangenheit zurückversetzt. Den zehnfachen Titelgewinner auf der ATP-Tour aber als Retro-Sandwühler abzustempeln, wäre zu kurz gegriffen. Zwar kommt es seinen Kontrahenten wohl durchaus vor, als würden sie gegen eine Gummiwand schlagen, läuft der 24-Jährige doch jedem noch so aussichtslos erscheinenden Ball hinterher.
Selbst geht Ruud auch nur selten auf den direkten Punktgewinn, er hält den Ball viel lieber nur im Spiel. Bei längeren Rallyes wartet er aber geduldig auf die Chance, bis sich der Platz öffnet, um dann seine vorzugsweise inside-out geschlagene, extreme Topspin-Vorhand einzusetzen. Basis für diese Spielanlage sind seine überaus geringe Fehlerquote, die gute Länge seiner Grundschläge und seine schnellen Beine.
In der ersten Turnierwoche tat sich der Weltranglistenvierte schwer, auch weil er die zu verteidigenden Punkte aus dem letztjährigen Finale im Hinterkopf hatte, wie er selbst gesteht. Doch löste sich der Knopf mit jeder Partie ein Stück mehr. Beim skandinavischen Viertelfinal-Duell mit Holger Rune wirkte Ruud, der 2022 auch im Endspiel der US Open gestanden war, unheimlich abgeklärt und zog dem dänischen Hitzkopf mit seinem schnörkellosen Spiel den Nerv.
Dank Einzug ins Semifinale verbesserte der Sohn und Schützling von Ex-Profi Christian Ruud seine Erfolgsquote in Roland Garros auf 78,26 Prozent. Bei der 127. Auflage des Sandplatz-Grand-Slams am Pariser Stadtpark Bois de Boulogne gab er in den ersten fünf Partien drei Sätze ab und stand insgesamt 13:50 Stunden auf dem Court, elf Minuten kürzer als sein freitägiger Kontrahent.
Ungeachtet der durchwachsenen Ergebnisse wurde Sascha Zverev seit seinem Comeback zu Jahresbeginn nicht müde zu erwähnen, dass er erst in Roland-Garros wieder seine Topform erreichen möchte. Ob er tatsächlich schon auf dem gleichen Level des Vorjahres ist, als er zunächst Carlos Alcaraz aus dem Turnier nahm und anschließend bis zu seinem verheerenden Fehltritt Rafa Nadal an den Rand einer Niederlage geführt hatte, darf angesichts seiner Leistungsbilanz jedoch zumindest in Frage gestellt werden.
Zudem sorgte der 26-Jährige mit der Trennung von Coach Sergi Bruguera unmittelbar vor Turnierstart für weitere Schlagzeilen. Kann es dennoch reichen? Klar! Einerseits wusste Zverev die Umstände im unteren Ast zu nutzen, der sich nach dem frühen Ausscheiden von Daniil Medvedev, Jannik Sinner und Taylor Fritz bald öffnete. Dadurch blieben ihm die ganz großen Kaliber erspart, mit Frances Tiafoe, Grigor Dimitrov und Tomas Martin Etcheverry schaltete die Nummer 27 der Welt aber durchaus unangenehme Gegner mehr oder weniger souverän aus.
Zum anderen verfügt der US-Open-Finalist von 2020 inzwischen über ausreichend Grand-Slam-Erfahrung, um sich seine Energie physisch wie mental einzuteilen. Und bei keinem Major hat er so viele Matches gespielt wie in Paris, seine Siegquote bei den French Open ist mit 80 Prozent auch signifikant höher als bei den anderen drei Saison-Highlights.
Zverev, der sechs seiner 19 ATP-Titel auf roter Asche holte, kommen die schnellen, harten Plätze in Roland-Garros auch entgegen, sein brachiales Service erzielt eine überaus hohe Wirkung, mit der für seine Körpergröße von 1,98 Metern ausgezeichnete Beinarbeit deckt er auch alle Ecken des Spielfeldes gut ab. Vor allem die flache, wie von der Schnur gezogene beidhändige Rückhand zählt zu den besten auf der Tour.
„Ich bin wahnsinnig erleichtert, weil ich großen Stress verspürt habe. Das Viertelfinale war mein vielleicht bestes Match in diesem Jahr", spürt Casper Ruud die rechtzeitig wiedergefundene Form.
„Ich versuche einfach, mich an meinen Stärken zu besinnen und Druck über die Vorhand auszuüben. Jetzt merke ich auch, wie der Arm lockerer wird und ich mich von Match zu Match wohler fühle." – Casper Ruud
Dass Alexander Zverev im Vorjahr fast sein Endspielgegner geworden wäre, hat der Mann aus Oslo nicht vergessen. „Es freut mich, Sascha wieder auf diesem Level zu sehen. Für beide stellt das Halbfinale das beste Saisonergebnis dar. Aber klar will jeder das Finale am Sonntag erreichen - gute Voraussetzungen also, für ein Topmatch."
Sein Gegenüber bestätigt diese Erkenntnis. „Ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich in einem Grand-Slam-Semifinale stehe. Aber das Turnier ist noch nicht zu Ende. Ich hoffe, noch zwei Matches bestreiten zu können. Es wird aber sicher nicht einfacher", sagt Alexander Zverev. „Ich habe mir Paris schon zu Saisonbeginn dick im Kalender eingetragen und bin sehr zufrieden, wie die Dinge laufen."
Über seinen im Vorjahr erlittenen multiplen Bänderriss möchte er nicht weiter nachdenken.
„Ich muss viel darüber reden, was okay ist, weil es zum Job gehört. Aber ich bin in Paris, um Tennis zu spielen und hoffentlich weit zu kommen."
– Alexander Zverev
Tobi hat die Halbfinalvorschau Ruud - Zverev verfasst
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
Mit Ihrem Einverständnis werden auf Tenniswetten.de Nutzungsdaten durch uns und eingebundene Dritte erfasst und ausgewertet, u.a. mittels Cookies. Unter Datenschutzerklärung erhalten Sie weitere Informationen.