Die Australian Open werden ihrer 112. Auflage einen neuen Champion krönen. Erstmals seit 2005 ist kein Spieler aus dem Gigantentrio Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic im Herren-Einzelfinale vertreten. Denn am Sonntag stehen sich, um 09:30 Uhr MEZ, Daniil Medvedev und Jannik Sinner in der Rod Laver Arena gegenüber.
Der Russe, der schon zweimal in Melbourne im Endspiel stand, jagt seinem zweiten Grand-Slam-Titel nach den US Open 2021 nach, der Italiener hat bereits vor dem ersten Ballwechsel den größten Erfolg seiner Karriere errungen.
Beide Protagonisten verzichteten im Vorfeld auf eine Vorbereitung auf Tour-Ebene. Sinner schlug sich beim Kooyong Classic ein, im Melbourner Vorort hatten die damals noch auf Rasen ausgetragenen Australian Open bis 1987 stattgefunden. Medvedev wiederum nahm vor dem Jahreswechsel in Abu Dhabi an der World Tennis League teil, ebenfalls ein Einladungsturnier mit gemischten Mannschaften.
Im ersten Halbfinale am Freitag entzauberte Jannik Sinner den 24-fachen Major-Champions Novak Djokovic und hat damit drei der letzten vier Duelle mit dem serbischen Branchenführer für sich entschieden. Der 22-Jährige ließ gegen die oft als besten Returnspieler der Welt bezeichnete Nummer eins des Turniers keine einzige Breakchance zu und beendete nach 2195 Tagen den Lauf des zehnmaligen Australien-Champions von 33 aufeinanderfolgenden Siegen im Melbourne Park. Und wenn Sinner seinen Matchball im Tiebreak des dritten Durchgangs nicht vergeben hätte, wäre er sogar ganz ohne Satzverlust ins Finale gekommen.
Wesentlich härter musste Daniil Medvedev in der anschließenden Night Session arbeiten, um Alexander Zverevs zum Greifen nahen Traum vom ersten Grand-Slam-Titel zu beenden. Der Weltranglistendritte kämpfte sich zum zweiten Mal in diesem Turnier und zum vierten in seiner Karriere von einem 0:2-Satzrückstand zurück in die Partie, gewann den dritten Durchgang im Tiebreak und hielt sein Niveau bis zum Schluss, während die Eigenfehlerquote des Hamburgers immer mehr in die Höhe schnellte.
Gespannt darf man auf die Fitness der Spieler sein. Jannik Sinner fiel in seinen frühen Profi-Jahren speziell in langen Partien immer wieder durch körperliche Probleme auf, die er aber weitgehend in den Griff bekommen zu haben scheint.
Der ein laufintensives Spiel pflegende Daniil Medvedev gestand, auf seinem steinigen Weg ins Endspiel einige Mal konditionell an die Grenzen getrieben worden zu sein, die Aussage kann bei einem derartigen Taktikfuchs aber durchaus kalkuliert sein. Jedenfalls hatte er einen halben Tag weniger Erholung als sein Widersacher. In seinen bisherigen sechs Partien stand der 27-Jährige auch fast sechs Stunden länger am Platz als der um fünf Jahre jüngere Sinner.
Jannik Sinner zieht sein bisher fast makelloses Konzept auch im Endspiel fort und besiegt den wesentlich erfahreneren Daniil Medvedev in vier Sätzen, weil der Russe letztlich auch den langen Partien im Vorlauf Tribut zollen muss. Wer bei Bet-at-home 10 Euro auf einen 3:1-Erfolg des Finaldebütanten setzt, erhält im Erfolgsfall 36 Euro ausbezahlt.
Wettquoten vom 27.1.2024 – 13:30 Uhr – Bitte beachte, dass die Quoten der Buchmacher sich laufend ändern können / Der Quotenvergleich ist nur eine Auswahl der Redaktion / Es gelten die AGB der Anbieter / Wetten erst ab 18+ / Text von 26.1.2024 / Alle Angaben ohne Gewähr
Zwar ist Daniil Medvedev im ATP-Ranking und in der Turniersetzung einen Platz vor Jannik Sinner gereiht, dennoch gehen sämtliche Wettanbieter eher von einem Erfolg des Italieners aus - eine Tatsache, die ob der gezeigten Leistungen vielleicht weniger überrascht, als die Deutlichkeit, mit der die internationalen Buchmacher dem Jüngeren der beiden Finalisten die Favoritenrolle zuschieben.
Die Siegquoten für einen premieren Grand-Slam-Titel von Jannik Sinner liegen bei rund 1,40, für den zweiten Major-Erfolg von Daniil Medvedev haben die Bookies eine durchschnittliche Wettquote von 3,00 errechnet, zwischen den jeweiligen Wettportalen sind kaum Schwankungen zu vernehmen.
Das Expertenteam von tenniswetten.de sieht ebenfalls Jannik Sinner vorne. Der Schützling des australischen Starcoaches Darren Cahill hinterließ in all seinen Matches, inklusive dem Semifinale gegen Novak Djokovic und davor gegen den Weltranglistenfünften Andrey Rublev, einen überaus souveränen Eindruck. Zudem hatte die Nummer vier der Welt schon gegen Ende der vergangenen Saison gleich mehrere Statements gegen die ganz großen des Sports gesetzt.
Daniil Medvedev musste in seinen insgesamt 20 Stunden und 33 Minuten Spielzeit in Australien hingegen viel Energie lassen, nicht immer fand er auf Anhieb zu seinem besten Level. Und obwohl er in der zweiten Saisonhälfte 2023 drei ATP-Endspiele erreicht hatte, konnte er keines davon gewinnen, während sein sonntägiger Rivale in derselben Zeitspanne drei Titel und den Davis Cup holte.
Unser Tipp:
Jannik Sinner zieht sein bisher fast makelloses Konzept auch im Endspiel fort und besiegt den wesentlich erfahreneren Daniil Medvedev in vier Sätzen, weil der Russe letztlich auch den langen Partien im Vorlauf Tribut zollen muss. Wer bei Bet-at-home 10 Euro auf einen 3:1-Erfolg des Finaldebütanten setzt, erhält im Erfolgsfall 36 Euro ausbezahlt.
Im Head-to-Head führt Medvedev mit 6:3, allerdings überwand Sinner am Ende der vergangenen Saison sein Trauma gegen den Moskauer nach sechs Niederlagen in Serie und gewann die jüngsten drei Vergleiche in Peking, Wien und Turin, die allerdings allesamt eng verliefen. In Melbourne bekommen es die beiden Finalisten aber nicht nur erstmals auf Grand-Slam-Niveau miteinander zu tun, sondern auch in einem Best-of-Five-Match.
Was spricht für Australian Open Finalsieg von Jannik Sinner?
Jannik Sinner spielt in den ersten Wochen der neuen Saison das wohl beste Tennis seiner Karriere, folgerichtig steht er in seinem allerersten Grand-Slam-Finale. Die steil nach oben zeigende Entwicklungskurve war schon im vergangenen Jahr zu erkennen. Bis zum Ende der Saison 2022 wies der Pustertaler gegen Top-5-Spieler eine bescheidene Bilanz von 1:15 auf, seither hat er 16 weitere Matches gegen einen Profi aus diesem elitären Kreis bestritten und elf davon gewonnen.
Sein Paradeschlag ist die krachende, beidhändig gespielte Rückhand, die mit bis zu 1858 Umdrehungen pro Minute über den extremsten Topspin auf der Tour verfügt und mit bis zu 111,2 Stundenkilometern zu den schnellsten fünf am Circuit zählt. Seine mit einer sehr kurzen Ausholbewegung geschwungene Vorhand gibt ihm bei den Rallyes in der Regel genügend Zeit und ist für den Gegner überaus schwer zu lesen.
Zudem gestaltet der in Monaco lebende Mann aus Innichen, der mit zwölf Jahren noch italienischer Riesentorlaufmeister in seiner Altersklasse war und im Tennis kaum Nachwuchsturniere spielte, mit vermehrten Stopps und Netzangriffen sein Spiel etwas variantenreicher als in der Vergangenheit. Auch der pfeilschnelle Aufschlag gilt als Waffe, wenn auch das Percentage oft zu wünschen übrig lässt.
Mit 22 Jahren und 166 Tagen ist Sinner der jüngste Australian-Open-Finalist seit Novak Djokovic 2008, der damals mit 20 Lenzen seinen ersten von zehn Norman Brookes Challenge Cups gewann. Zwar fehlt ihm ein wenig Erfahrung in späten Phasen der ganz großen Turniere, doch macht er stets einen sehr konzentrierten und in sich gekehrten Eindruck auf dem Platz, was man von seinem doch sehr impulsiven Gegenüber nicht behaupten kann.
Was spricht für Australian Open Finalsieg von Daniil Medvedev?
In den letzten zwei Wochen hat sich Daniil Medvedev als veritables Stehaufmännchen entpuppt. Eine einzige Runde überstand er ohne Satzverlust, dreimal musste der Moskauer über die volle Distanz gehen. Umso erstaunlicher ist deshalb, wie stabil er auch bei diesen Marathon-Matches seine Grundschläge anbrachte.
Dass der Jungpapa das hohe Level auch in vierten und fünften Sätzen bei drückender Hitze halten kann, liegt mitunter an seiner enormen Erfahrung auf der großen Grand-Slam-Bühne. Medvedev steht in seinem mittlerweile 27. Major-Turnier zum sechsten Mal in Finale, beim Happy Slam bestreitet er nach 2021 und 2022 sein drittes Endspiel, letzteres verlor er hauchdünn gegen Rafael Nadal im Entscheidungssatz. Die Siegquote des vom französischen Coach Gilles Cervara betreuten Hardcourt-Spezialisten liegt nach 34 Partien in Melbourne bei über 79 Prozent.
Medvedev gilt als klassischer Konterspieler, der mit seinen geraden, flachen und stilistisch unorthodox aussehenden Schlägen den Gegner gerne in lange, auslaugende Grundlinien-Rallyes verwickelt. Mit dem brachialen Aufschlag bekommt er zahlreiche freie Punkte, aber auch beim von weit hinter der Grundlinie gespielten Return zählt Medvedev zu den Besten seines Faches. Im Bestreben, seinen Kontrahenten mental zu destabilisieren, greift er gerne auch einmal in die Psychokiste.
20 Titel hat der 1,98-Meter-Schlaks bisher in seiner Karriere auf der ATP-Tour geholt, allerdings konnte er noch kein Turnier zweimal gewinnen. Insofern würde auch ein Triumph bei den Australian Open diese einigermaßen kuriose Statistik der Nummer drei der Setzliste weiterführen.
„Es fühlt sich wunderbar an, im Finale zu sein", strahlte Jannik Sinner nach dem Sieg über Novak Djokovic. „Ich spüre den Ball, serviere und retourniere sehr gut und versuche schnell zu resetten, wenn ich eine Chance vergebe." Konkret meinte er damit den ausgelassenen Matchball im dritten Satz.
„Ich habe aber gespürt, dass ich sowohl physisch als auch mental bereit bin, was bei Grand Slams definitiv anders ist als bei normalen ATP-Turnieren. Es war ein großartiger Test gegen einen Spieler, gegen den ich in unseren bisherigen Begegnungen viel gelernt habe, wie bei der Fünfsatz-Niederlage letztes Jahr in Wimbledon."
– Jannik Sinner
Vor dem größten Match seiner Karriere möchte der 22-Jährige versuchen, entspannt zu bleiben und nicht zu viel nachzudenken, dass er in einem Major-Finale steht. „Für mich ist alles ein Prozess. Wir werden sehen, was am Ende rauskommt. Ich bin erst einmal sehr glücklich, mich überhaupt in die Position gebracht zu haben, um eine der bedeutendsten Trophäen im Tennissport zu spielen. Ich werde mit einem Lächeln im Gesicht auf den Court treten. Es hat schon einen Grund, warum man dieses Major Happy Slam nennt."
Das Selbstvertrauen, das ich gegen Ende der letzten Saison gewonnen hat, hätte jedenfalls den Glauben bestärkt, auch bei Grand Slams gegen die Besten der Welt bestehen zu können. „Ich bleibe da aber gelassen. Ob es in diesem Jahr passiert oder im nächsten, werden wir sehen."
Sein Finalgegner habe in manchen Matches in Melbourne selbst nicht mehr an sich geglaubt, wie er gesteht. „Gegen Sascha habe ich aber bis zu Ende kämpfen wollen, ob ich nur gewinne oder verliere." Deshalb änderte Daniil Medvedev im dritten Satz seine Taktik. „Ich habe mir gedacht, dass ich nicht mehr so lange Rallyes gehen kann, habe etwas aggressiver gespielt und hatte in den Tiebreaks dann auch ein wenig Glück. Aber hey, das ist Tennis."
Dass er fast 21 Stunden am Platz stehen musste, um das Finale zu erreichen, hält der Wahlmonegasse für verrückt. „Ich frage mich, wo der Rekord liegt. Aber Grand Slams sind generell mental sehr anstrengend. Deshalb habe ich im Winter daran gearbeitet, meine Emotionen mehr unter Kontrolle zu bringen und mich nicht über jeden Schrei aus dem Publikum oder manche Schiedsrichterentscheidungen zu ärgern. Ich weiß, ich habe noch einen weiten Weg vor mir, es wird aber besser."
Am Samstag ist Erholung angesagt, dennoch wird Medvedev ein leichtes Training absolvieren.
„Auch wenn du Schmerzen spürst, ist es besser, einige Bälle zu schlagen und sich ein wenig zu bewegen. Bisher hat es ja immer ganz gut geklappt, die Müdigkeit herauszubringen. Und gegen Jannik muss ich unbedingt mein bestes Tennis abrufen. Sein Niveau hier ist beeindruckend."
– Daniil Medvedev
Tobi hat die Finalvorschau Sinner - Medvedev verfasst
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
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