ATP Weltrangliste: Was passiert bei Gleichstand?
Auf seiner Comeback-Tour in Südamerika könnte Carlos Alcaraz dieselbe Punkteanzahl im ATP-Ranking erreichen wie der aktuell pausierende Novak Djokovic. Laut Regelwerk sollten die Kriterien für eine Auflösung der Pattstellung den Spanier zurück an den Tennisthron hieven. Die Lage ist aber komplizierter.
Knappes Rennen an der Spitze
Am vergangenen Montag startete Novak Djokovic zum 376. Mal in eine Woche als Nummer eins der Tenniswelt. Und in wenigen Tagen könnte der Australian-Open-Champion den Allzeit-Rekord von Steffi Graf, die 377 Wochen an der Spitze des WTA-Rankings stand, brechen.Während seine Verfolger Carlos Alcaraz und Stefanos Tsitsipas aktuell im Einsatz sind, gönnt sich Djokovic allerdings eine Pause. Der Serbe hält seit 13. Februar bei 7070 ATP-Punkten, der Spanier hat 6730, der Grieche 5940.
Turnierkalender hält Alcaraz vorerst zurück
Alcaraz, der das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne wegen einer Oberschenkelverletzung verpasste, feierte in Buenos Aires soeben sein Saisondebüt und trifft im Viertelfinale auf Dusan Lajovic. Bei den Argentina Open sind aber maximal 250 Zähler für ihn zu holen.
Im Vorjahr spielte der Teenager zu dieser Zeit bei den Rio Open, wo er nach dem Finalerfolg über Diego Schwartzman 500 Punkte einfuhr. Netto wird Alcaraz daher im Falle eines Titelgewinns in der Gaucho-Hauptstadt 250 Punkte gegenüber 2022 verlieren, der ATP-Computer würde im besten Fall 6480 Punkte auf seinem Ranking-Konto ausweisen - 590 weniger als Djokovic.
Auch Tsitsipas kann Djokovic nicht einfangen
Tsitsipas wiederum trat letztes Jahr in dieser Kalenderwoche beim ATP 250 in Montpellier an, wo er im Viertelfinale ausschied. Von den Open Sud de France fallen daher nur 24 Punkte aus der Wertung, andererseits kann er nun bei den ABN Amro Open wieder bis zu 500 Zähler einspielen. Mit dem Titelgewinn in Rotterdam käme der diesjährige Melbourne-Finalist auf 6395 Weltranglistenpunkte, auf Djokovic würden ihm 675 fehlen.
Zwei Südamerika-Titel zum Remis
In der dritten Februarwoche machte die ATP-Tour 2022 in Dubai, Acapulco und Santiago Station. Die ersten zwei Events zählten zur 500er-Ebene, jenes in Chile zur 250er-Kategorie. Djokovic verlor damals am Persischen Golf im Viertelfinale, 90 Punkte werden ihm vom Turnier in den Emiraten gestrichen, es bleiben ihm 6890.
Tsitsipas scheiterte gleichzeitig im Semifinale der Mexican Open und muss jene 180 gewonnenen ATP-Zähler jetzt wieder abgeben. Alcaraz hat nächste Woche nichts zu verteidigen, da er die Veranstaltung im Vorjahr verpasste.
2023 wird ab dem 20. Februar in Rio de Janeiro (ATP500), Marseille und Doha (jeweils ATP250) gespielt. Von den Top 3 ist lediglich Alcaraz in Brasilien im Einsatz. Sollte der Mann aus Palamar sowohl das Turnier in Buenos Aires als auch jenes in Rio für sich entscheiden, würde er auf 6980 Weltranglistenpunkte kommen und mit Djokovic gleichziehen.
- Die meisten Punkte aus den Grand Slams, Masters-Events und ATP Finals
- Die wenigsten gespielten Turniere, inklusive verpasster Grand Slams und 1000er
- Die meisten erzielten Punkte bei einem Turnier, bei Gleichstellung die zweitmeisten Punkte, usw.
Gleichstand bei Grand Slams?
Grundsätzlich würde das erste Kriterium bereits entscheiden, da Novak Djokovic sowohl Wimbledon als auch die Australian Open im für die Weltrangliste relevanten Beobachtungszeitraum von 52 Wochen gewann.
Allerdings gab es bei den All England Championships 2022 keine Ranking-Punkte. Wie wertet die ATP den Triumph des Belgraders im Ranking-Race? In Roland Garros stieß Djokovic ins Viertelfinale vor, an den US Open durfte er nicht teilnehmen.
Und Alcaraz? Der triumphierte in Flushing Meadows, stand bei den French Open ebenfalls in der Runde der letzten Acht und verpasste den Melbourner Happy Slam.
Masters-Resultate könnten entscheiden
Insofern müsste das jeweilige Abschneiden bei den ATP1000-Turnieren den Ausschlag geben. Alcaraz holte die Titel bei den Masters-Veranstaltungen in Miami und Madrid, Djokovic nur jenen bei den Italian Open in Rom.
Dementsprechend sollte der 19-Jährige, falls all diese gar nicht so abwegigen Eventualitäten tatsächlich eintreten, bei gleichem Punktekonto in der Weltrangliste die Nummer eins einnehmen. Dass der Djoker in absehbarer Zeit Steffi Graf dennoch überholt, darf aber ebenfalls als gesichert angenommen werden.
Alcaraz bezeichnet Djokovic als Gott
Am Rande des argentinischen 250ers sprach Alcaraz übrigens seine Bewunderung für den vielleicht besten Tennisspieler aller Zeiten aus.
Dennoch hat das Supertalent ein klares Ziel vor Augen.