Combined Events: Upgrade sorgt für Ärger
Die Ausdehnung von Teilnehmerfeldern und Wettkampftagen der von beiden Profitouren gemeinsam ausgetragenen Turniere haben die Tennis-Community stark verschnupft. Auch bei den aktuell stattfindenden Italian Open in Rom läuft nicht alles rund. Statt einzulenken denken ATP und WTA aber eher über eine Erweiterung des Konzepts nach.
Drei weitere 14-Tage-Events
Ursprünglich stellten die beiden als Sunshine Double vermarkteten, amerikanischen März-Highlights in Indian Wells und Miami die einzigen beiden Veranstaltungen der zweithöchsten Turnierkategorie im Wettkampfkalender dar, die über zwei Wochen gespielt wurden.
In diesem Jahr hat man sowohl in Madrid als auch bei den aktuell vor dem Finalwochenende stehenden Italian Open in Rom das Programm auf 14 Tage ausgedehnt und die jeweiligen Teilnehmerfelder auf 96 Akteuere erweitert, wenn man die Qualifikation in die Zählung mit einbezieht. Ebenso viele Spielerinnen und Spieler werden über dieselbe Dauer beim Shanghai Masters am Start stehen, das im Oktober erstmals seit Ausbruch der Pandemie wieder stattfindet.
Chaotische Ansetzungen
In der Saison 2025 wollen die Hardcourt-Klassiker in Kanada und Cincinnati nachziehen. Danach wären das Monte-Carlo Masters und das Hallenturnier in Paris-Bercy die einzigen zur 1000er-Ebene zählenden Veranstaltungen, die weiterhin in nur einer Kalenderwoche über die Bühne gehen. Sowohl das Event im Fürstentum als auch jenes in der französischen Hauptstadt sind lediglich Teil der ATP-Tour, aber nicht des WTA-Circuits.
Allerdings stieß das gestreckte Programm bei den Madrid Open Anfang Mai schon so manchem Profi sauer auf. Ähnlichen Widerstand bekamen die Organisatoren in den letzten Tagen bei den Internazionali BNL d'Italia zu spüren.
Und das nasskalte Wetter im römischen Foro Italico trug nicht im Geringsten zur Beruhigung der ohnehin aufgeheizten Stimmung bei. Zahlreiche Matches zogen sich aufgrund regenbedingter Verschiebungen über mehrere Tage, die Partie der nächsten Runde musste regelmäßig mit nur wenigen Stunden Pause absolviert werden, bei einem Weiterkommen gab es dafür dann oft komplett spielfreie Tage.
Majors nehmen bis zu zwölf Wochen in Anspruch
Scharfe Kritik übte vor allem Branchenprimus Novak Djokovic, der noch am kommenden Montag wieder von Carlos Alcaraz an der Spitze der Weltrangliste abgelöst wird.
– Novak Djokovic
Und nun würden auch fast alle Masters-Events über 14 Tage gespielt werden, ärgerte sich der mit 38 ATP1000-Titeln Rekordhalter auf diesem Turnierlevel, der seinen Vorjahrestriumph bei den Italian Open nach der Viertelfinalniederlage gegen den dänischen Hotshot Holger Rune allerdings nicht wiederholen wird.
Tennisjournalisten befeuern Diskussion
Zusätzlichen Nährstoff erhielt die Debatte, nachdem der renommierte Tennisreporter Jose Morgado getwittert hatte, dass Rune und Casper Ruud vor ihrem skandinavischen Semifinal-Clash zwei Tage frei hätten, obwohl das Turnier mit Matches über zwei Gewinnsätze ausgetragen wird. „Ich mag dieses Format wirklich nicht", beendete der Portugiese seinen Tweet.
Ruud and Rune now get *two* days off in a best of three set format, which is surely too much.
Semifinals on saturday.
Same with Kudermetova and Kalinina (QFs on Tuesday, SFs on Friday).
I really dislike this format.
- José Morgado (@josemorgado) May 17, 2023
In eine ähnliche Kerbe schlug Ex-Profi Mark Petchey, der Zweifel daran hegte, dass die Aufblähung der Turniere auf großes Verständnis der Zuschauer stoßen würde. „Selbst für Leute, die regelmäßig Tennis schauen, ist alles sehr zerfahren", beklagte heute der bei Amazon Prime beschäftigte Tenniskommentator.
– Mark Petchey
Geld regiert die Welt
Nicht nur zahlreiche Twitter-User schlossen sich den Kritiken mit entsprechenden Antworten an, sondern auch Times-Kolumnist Stuart Fraser:
– Stuart Fraser
Die Diskussion dürfte jedenfalls noch lange nicht beendet sein, zumindest in den Medien, bei den Fans und in Spielerkreisen. Ob die Profivereinigungen von ATP und WTA allerdings einlenken werden, ist in Anbetracht der mit der Ausdehnung von Starterfeldern und Zeitplänen verbundenen Einnahmesteigerungen wiederum stark zu bezweifeln.