Combined Events: Upgrade sorgt für Ärger

tobi-redaktionTobi
Lesezeit ca. 3 Minuten

Die Ausdehnung von Teilnehmerfeldern und Wettkampftagen der von beiden Profitouren gemeinsam ausgetragenen Turniere haben die Tennis-Community stark verschnupft. Auch bei den aktuell stattfindenden Italian Open in Rom läuft nicht alles rund. Statt einzulenken denken ATP und WTA aber eher über eine Erweiterung des Konzepts nach.

Drei weitere 14-Tage-Events

Ursprünglich stellten die beiden als Sunshine Double vermarkteten, amerikanischen März-Highlights in Indian Wells und Miami die einzigen beiden Veranstaltungen der zweithöchsten Turnierkategorie im Wettkampfkalender dar, die über zwei Wochen gespielt wurden.

infoInzwischen haben sich die Verantwortlichen der Profitouren WTA und ATP aber dazu entschieden, auch alle anderen Combined Events auszudehnen, an denen Damen- und Herren-Bewerbe am selben Schauplatz ausgetragen werden.

In diesem Jahr hat man sowohl in Madrid als auch bei den aktuell vor dem Finalwochenende stehenden Italian Open in Rom das Programm auf 14 Tage ausgedehnt und die jeweiligen Teilnehmerfelder auf 96 Akteuere erweitert, wenn man die Qualifikation in die Zählung mit einbezieht. Ebenso viele Spielerinnen und Spieler werden über dieselbe Dauer beim Shanghai Masters am Start stehen, das im Oktober erstmals seit Ausbruch der Pandemie wieder stattfindet.

Chaotische Ansetzungen

In der Saison 2025 wollen die Hardcourt-Klassiker in Kanada und Cincinnati nachziehen. Danach wären das Monte-Carlo Masters und das Hallenturnier in Paris-Bercy die einzigen zur 1000er-Ebene zählenden Veranstaltungen, die weiterhin in nur einer Kalenderwoche über die Bühne gehen. Sowohl das Event im Fürstentum als auch jenes in der französischen Hauptstadt sind lediglich Teil der ATP-Tour, aber nicht des WTA-Circuits.

Allerdings stieß das gestreckte Programm bei den Madrid Open Anfang Mai schon so manchem Profi sauer auf. Ähnlichen Widerstand bekamen die Organisatoren in den letzten Tagen bei den Internazionali BNL d'Italia zu spüren.

Internazionali-BNL-Rom-Italian-Open-1024x683Das Foro Italico in Rom bietet heuer nasskalte Bedingungen.MehrWeniger

Und das nasskalte Wetter im römischen Foro Italico trug nicht im Geringsten zur Beruhigung der ohnehin aufgeheizten Stimmung bei. Zahlreiche Matches zogen sich aufgrund regenbedingter Verschiebungen über mehrere Tage, die Partie der nächsten Runde musste regelmäßig mit nur wenigen Stunden Pause absolviert werden, bei einem Weiterkommen gab es dafür dann oft komplett spielfreie Tage.

Majors nehmen bis zu zwölf Wochen in Anspruch

Scharfe Kritik übte vor allem Branchenprimus Novak Djokovic, der noch am kommenden Montag wieder von Carlos Alcaraz an der Spitze der Weltrangliste abgelöst wird.

Ich persönlich kann mich gar nicht mit dem reformierten Kalender anfreunden. Schließlich haben wir schon vier Grand-Slam-Turniere im Programm, die zwei Wettkampfwochen plus eine zusätzliche Woche dauern, wenn du davor noch vor Ort trainieren willst. Alles in allem verbringt man also allein bei den Majors zehn bis zwölf Wochen im Jahr."
– Novak Djokovic

Und nun würden auch fast alle Masters-Events über 14 Tage gespielt werden, ärgerte sich der mit 38 ATP1000-Titeln Rekordhalter auf diesem Turnierlevel, der seinen Vorjahrestriumph bei den Italian Open nach der Viertelfinalniederlage gegen den dänischen Hotshot Holger Rune allerdings nicht wiederholen wird.

novak-djokovic-bei-us-openDjokovic ist gar nicht glücklich über die Änderung.MehrWeniger

Tennisjournalisten befeuern Diskussion

Zusätzlichen Nährstoff erhielt die Debatte, nachdem der renommierte Tennisreporter Jose Morgado getwittert hatte, dass Rune und Casper Ruud vor ihrem skandinavischen Semifinal-Clash zwei Tage frei hätten, obwohl das Turnier mit Matches über zwei Gewinnsätze ausgetragen wird. „Ich mag dieses Format wirklich nicht", beendete der Portugiese seinen Tweet.

In eine ähnliche Kerbe schlug Ex-Profi Mark Petchey, der Zweifel daran hegte, dass die Aufblähung der Turniere auf großes Verständnis der Zuschauer stoßen würde. „Selbst für Leute, die regelmäßig Tennis schauen, ist alles sehr zerfahren", beklagte heute der bei Amazon Prime beschäftigte Tenniskommentator.

Nun stelle man sich den gelegentlichen Fan vor, der erst durch die Netflix-Serie ein Interesse an den Sport entwickelt hat. Er muss wahrscheinlich zuerst einen Mensa-IQ-Test machen, um den Spielplan überhaupt zu verstehen."
– Mark Petchey

Geld regiert die Welt

Nicht nur zahlreiche Twitter-User schlossen sich den Kritiken mit entsprechenden Antworten an, sondern auch Times-Kolumnist Stuart Fraser:

Diese Turniere zu strecken, ist einfach verrückt. Monte-Carlo war das beste Masters-Event in diesem Jahr - in einer Woche abgehandelt, einfach zu verfolgen. Ich habe gute Erinnerungen an die kurzen und auf den Punkt gebrachten Tage in Madrid und Rom, als alle großen Namen von Mittwoch an täglich im Einsatz waren."
– Stuart Fraser

Die Diskussion dürfte jedenfalls noch lange nicht beendet sein, zumindest in den Medien, bei den Fans und in Spielerkreisen. Ob die Profivereinigungen von ATP und WTA allerdings einlenken werden, ist in Anbetracht der mit der Ausdehnung von Starterfeldern und Zeitplänen verbundenen Einnahmesteigerungen wiederum stark zu bezweifeln.

Mehr Tennis News

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

MehrWeniger
Autor: Tobi
Letztes Update: