Rafael Nadal droht Ranking-Kollaps
Ausgerechnet zu Beginn der Sandplatzsaison flog Rafael Nadal erstmals nach 18 Jahren aus den Top 10. Ein Fehlen oder frühes Ausscheiden in Roland Garros könnte für den 14-fachen French-Open-Sieger aber einen viel drastischeren Absturz in der Weltrangliste zur Folge haben und würde den anhaltenden Spekulationen um einen zeitnahen Rücktritt neue Nahrung geben.
596 Wochen in den Top 2
Weil er die Punkte vom Vorjahrsfinale beim ATP1000-Turnier in Indian Wells verletzungsbedingt nicht verteidigen konnte, rutschte Rafael Nadal am 20. März nach 912 aufeinanderfolgenden Wochen in der absoluten Tenniselite wieder aus den Top 10 im ATP-Ranking.
Wettlauf mit der Zeit
Mit 14 Einzeltiteln in Roland Garros hat Nadal seinen Status als größter Sandplatzspieler aller Zeiten längst gefestigt. In dieser Saison konnte der bald 37-Jährige aber noch kein einziges Match auf roter Asche bestreiten. Die in Melbourne zugezogene Muskelverletzung an Hüftbeuger und Leiste zwang ihn, auf seine persönlichen Highlights in Monte-Carlo, Barcelona und Madrid zu verzichten.
Selbst ein Antreten kommende Woche in Rom, dem letzten großen Test vor den offenen französischen Meisterschaften, scheint nicht gesichert. Fällt der 22-fache Grand-Slam-Champion tatsächlich die gesamte Sandplatzsaison aus, würde er sogar aus den Top 100 der ATP-Weltrangliste fliegen.
Nur kurze Trainingseinheiten
Ein dreistelliges Ranking würde jedenfalls bedeuten, dass er je nach Anzahl der Absagen von besser platzierten Spielern bei den Majors auf Wildcards angewiesen wäre, um ins Hauptfeld zu kommen. Freilich darf davon ausgegangen werden, die jeweiligen Veranstalter einem Mann seines Kalibers jederzeit einen fixen Starplatz garantieren würden. Gesetzt wäre Nadal bei den vier größten Events des Tennisjahres aber nicht mehr.
Da der Linkshänder seit seiner Zweirundenniederlage gegen den Kalifornier Mackenzie McDonald bei den Australian Open auf ein Comeback wartet, hat er im gesamten Jahr 2023 kein einziges reguläres Event auf der ATP-Tour bestritten. Rund eineinhalb Stunden täglich habe er in den letzten Wochen trainiert, sagt Coach Carlos Moya. Ob sein Schützling beim Masters-Turnier in der italienischen Hauptstadt spielen kann, wisse er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.
Onkel Toni glaubt fest an Paris-Start
Zwar hätte Nadal im Foro Italico lediglich ein Achtelfinale aus dem Vorjahr zu verteidigen, dementsprechend würde ein Startverzicht in Rom einen durchaus verkraftbaren Verlust von nur 90 seiner derzeit 2715 Weltranglistenpunkte zur Folge haben. Ein wesentlich massiverer Absturz käme aber nach den French Open, falls er bis zum Beginn das Sand-Majors am 22. Mai ebenfalls nicht fit werden sollte. Denn in Paris stehen 2000 ATP-Zähler für den Titelverteidiger auf dem Spiel.
Ähnliche Auswirkungen hätte ein frühes Ausscheiden. Selbst wenn der Mallorquiner in Roland Garros das Viertelfinale erreicht, würde er sich nur mit Ach und Krach in den Top 50 halten können.
Naht das Karriereende?
Carlos Alcaraz ist indes überzeugt, dass sein Landsmann in jedem Fall zu seinen schärfsten Rivalen im Kampf um die Coupe des Mousquetaires zählt. „Es wird zwar schwer für ihn, weil der Tennissport einen gewissen Spielrhythmus auf Wettkampfebene erfordert", so der 20-Jährige, der mit seiner in den letzten Wochen präsentierten Überform als absoluter Topfavorit beim zweiten Grand-Slam-Turnier der Saison gilt.
Sollte Nadal mit dem Beginn der Rasensaison aber tatsächlich aus den Top 100 der Weltrangliste fallen, würden die lange bestehenden Gerüchte zusätzlich befeuert werden, dass er dann endgültig einen Schlusspunkt hinter seine so einzigartigen Karriere setzt.